Modul Blut- und Immunsystem

Mikroskop Neues Modul, neues Glück! Nach dem chaotischen Start ins Semester mit dem Modul Physiologie ging’s mit dem neuen Modul Blut- und Immunsystem weiter. Im Unterschied zu Physiologie setzt sich das Modul Blut- und Immunsystem aus drei Teilgebieten zusammen: Physiologie, Anatomie & Histologie und Pharmakologie. Im letzten Jahr wurde (ohne offizielle Begründung) die Regelung eingeführt, dass in der Klausur nicht nur eine Mindestpunktzahl erzielt werden muss, für ein positives Ergebnis, sondern dass man zusätzlich in Physiologie und Pharmakologie mindestens 50% richtig beantwortete Fragen benötigt. Wie viele Fragen in den Teilgebieten gestellt werden und welche Fragen welchem Modul zuzurechnen sind wird weder vorher bekannt gegeben, noch ist es in der Klausur ersichtlich (ich bezweifle auch, dass man es in der Einsicht sehen würde, aber dazu kann ich nichts sagen). Entspricht also dem üblichen Organisations- und Kommunikationschaos.

Dieses spiegelte sich auch im Physiologie-Teil dieses Moduls wieder. Da dieser leider vom selben Dozenten geleitet wurde wie das vorhergehende Modul Grundlagen der Physiologie, erahnte ich diesmal schon, was mich erwartete und konnte besser vorbereitet starten. Im Gegensatz zum Modul Physiologie war es keine One-Man-Show eines Dozenten, sondern es gab Gastdozenten, die sich sehr viel mehr Mühe gegeben haben. Problematisch war aber, dass sie vom Physiologie-Leiter systematisch daran gehindert wurden, die LVs so gut zu gestalten, wie es sie gerne getan hätten. Das hieß: Es gab keine Vorinformation, zu welchem Modul welche LV überhaupt zählt, welche LVs prüfungsrelevant sind, auf organisatorische Fragen gabs grundsätzlich entweder keine inhaltlichen, inhaltlich falsche oder freche bis unverschämte Antworten, die Aufzeichnungen kamen viel zu spät, sodass sie keinen Sinn mehr machten und die Vortragenden wurden daran gehindert, ihre schön gestalteten Skripte herauszugeben und ihre Arbeit gut zu machen. Ein Trauerspiel. Da half nur eine Mischung aus Begeisterungsfähigkeit, Eigeninitiative und Ignoranz – ab einem gewissen Punkt hab ich mich einfach geweigert, mich damit noch inhaltlich auseinanderzusetzen. Eigentlich hätte mich das Thema Immunsystem schon sehr interessiert, aber nachdem das Kapitel Blut so eine Zumutung war, bin ich dann ausgestiegen. Beizeiten werde ich es mir dann noch zu Gemüte führen.

Die löbliche Ausnahme war übrigens ein Dozent, der sein Skript auf meine Anfrage immerhin dankenswerterweise direkt und bereits vor der LV ans ZML schickte (unter Umgehung des Professors), das es dann auch schnell auf Moodle zu Verfügung stellte. Auch wenn seine LV nur am Rande (eigentlich gar nicht) prüfungsrelevant war, war er mein Held! Ich habe mich dann noch mal explizit bei ihm bedankt. Wehe aber den Dozenten, die bei ihm nachfragten. Ich versteh nicht, warum die Uni einen überforderten Dozenten hat bzw. nicht unterstützt und dieser nicht nur selbst seine Arbeit unzureichend macht (und mehrmals kommentarlos zu spät kam), sondern auch noch KollegInnen daran hindert, die sich dann sogar dafür entschuldigt haben, dass sie nicht so dürfen, wie sie gerne würden. Dadurch wurde der Stoff teilweise in einem Affentempo oder zu unmöglichen Terminen vorgetragen und man musste schaun, wie man irgendwie mitkommt. Ich habe mich gefragt, ob es da überhaupt erwünscht ist, dass man was lernt. Schade, weil es mich wirklich interessiert hätte.

Den Anatomie-Stoff gabs als Aufzeichnung, angenehmerweise schon vor und gegen Ende der Osterferien, sodass man sich gut vorbereiten konnte. Die Folien hätten zwar besser sein können (genau zu den interessanten und wichtigen Themen gab es keine), aber immerhin, es gab welche. So macht das Lernen mehr Spaß! Weil mir Histologie an sich auch Spaß gemacht hat (auch wenn ich kein besonderes Talent besitze, Bilder auswendig zu lernen und Strukturen zu zu identifizieren) hab ich mir danach auch ein interaktives Buch zum Thema gekauft. Ist zwar nicht unbedingt notwendig für die Prüfung, weil der Stoff prinzipiell auch der Videoaufzeichnung zu entnehmen ist, aber vielleicht erleichtert es beim nächsten Histo-Modul das Lernen etwas. Bin mal gespannt!

Eine besondere Wohltat war Pharmakologie. Zwar war es eine Unmenge an Stoff (Eisenstoffwechsel / Epo, pharmakologische antithrombotische Therapie Immunpharmakologie und Biologika) sehr kurz vor der Prüfung, sodass man praktisch keine Zeit hatte, ihn zu lernen (schade, ich hätte mich gern mehr damit beschäftigt). Aber immerhin gabs präzise organisatorische Infos, Antworten auf Fragen, die DozentInnen waren überwiegend bemüht, es gab gute Skripte und Aufzeichnungen (Live-Stream wäre noch die Krönung gewesen, aber immerhin). Etwas Lernzeit wäre noch schön gewesen (man kann sich diese ganzen Details nicht nur durch den Vorlesungsbesuch merken), aber es war um Welten besser als Physiologie! Daneben war es auch inhaltlich interessant. Viele Namen von Arzneimitteln sind mir vorher schon immer wieder mal begegnet und ich war froh, sie grob Indikationen zuordnen zu können. Jetzt kann ich sie besser einschätzen. Ansonsten trafen Licht und Schatten in diesem Fachbereich zusammen. Eine Dozentin bekam während der LV den Preis für die zweitbeste Lehre überreicht (meiner Meinung nach könnte sie vieles besser machen, aber mangels ernstzunehmender Konkurrenz hat sie ihn verdient). Also herzlichen Glückwunsch! Ein anderer Dozent fiel dadurch negativ auf, dass er Fragen (wenn überhaupt vielleicht) nur schriftlich (im Nachhinein) beantworten möchte, aber nicht während der LV. Noch viel irritierender war aber seine Verbreitung alternativer Fakten, meist in den Pausen zwischen den Aufzeichnungen. Nichts gegen Meinungsfreiheit, finde ich super! Gerade im universitären Kontext aber bitte faktenbasiert. Toll wäre dann auch noch, wenn er eine sachliche Diskussion zugelassen hätte.

Beispielsweise behauptete er, dass eine positive Korrelation zwischen Anwesenheit in der Universität (VO, Bibliothek) und guten Noten bestehen würde, da es nahezu unmöglich wäre, zu Hause zu lernen. Als studierte Pädagogin hätte mich die angebliche Studie interessiert und ich hab mir den Spaß gemacht, sie zu suchen. Ohne Erfolg. Nachdem ich treudoof als eine der wenigen in fast jede LV gehe (außer ich bin wirklich-wirklich-wirklich krank und physisch nicht in der Lage oder es handelt sich um eine Physiologie-Vorlesung bei einem gewissen Dozenten – da bekomme ich entweder eine Blutdruckkrise oder einen Nervenzusammenbruch), StudienkollegInnen, die nur anwesend sind, wenn es verpflichtend ist und kontrolliert wird aber bessere Noten haben und schneller vorwärts kommen, widerspricht das seiner Theorie. Geht es ihm um Aufmerksamkeit für seine Person? Eine andere seiner Theorien lautet, dass wir Inhalte nach der Bloom’schen Taxonomie wiedergeben und verstehen können sollten und es deshalb keine Übersicht über Arzneimittel gibt (was sich einige StudienkollegInnen wünschen würden). Klingt toll. Nur: Die Bloom’sche Taxonomie beinhaltet sechs Stufen. Wiedergeben und verstehen sind grade mal die untersten zwei. Anwenden, analysieren, evaluieren und weiterentwickeln – die übrigen Ebenen? Scheinen nicht gefragt zu sein. Ein pädagogisches Armutszeugnis? Oder verwendet er einen Begriff, mit dem er sich nicht auskennt? Oder ist das ganze sowieso nur eine Ausrede, warum das Skript suboptimal ist? Witzig fand ich auch den Satz „Medikamente ohne (starke) Nebenwirkung haben keine Wirkung.“ Joa. Erinnert mich an die Aussage Oma Wetterwachs aus Terry Pratchett’s Scheibenwelt: „Medizin muss schlecht schmecken, sonst wirkt sie nicht“. Wieso sollte sich der Patient denn sonst bemühen, gesund zu werden? Sollte eine Parodie sein. Was soll man dazu sagen… Bestechende Logik!

Abgerundet wurde die Vorlesungen mit abfälligen Kommentaren über Homöopathie. Er hätte auch einfach nichts zum Thema sagen können – es ist ja leider nicht Teil des Lehrstoffs. Dann wäre seine Bildungslücke und mangelnde Selbsterfahrung in diesem Bereich auch nicht aufgefallen. Das Thema ploppte aber immer wieder auf. Wozu? Manipulation? Desinformation? Witzig daran fand ich, dass man Homöopathie ja auch als Reiz-/Regulationstherapie betrachten kann. D.h. ein sehr schwacher Reiz, löst im Idealfall eine umso stärkere Reaktion aus. Der Reiz war in diesem Fall extrem schwach. Niemand hat das Thema erwähnt, es besteht kein Bezug zum Stoff. Trotzdem löste allein die Existenz von Homöopathika eine bemerkenswert starke Reaktion bei ihm aus. Und dann behauptet er, sie wirken nicht? Fand ich amüsant.

Das negative Highlight war für mich die Begeisterung einer anderen Dozentin für die Covid19- Impfung. Diese soll (so ihre sinngemäße, minutenlange Lobrede) durch transparenten, öffentlichen Informationsaustausch superschnell entwickelt worden und ganz toll sein. Nebenwirkungen? Scheinen an ihr vorbei gegangen zu sein. Begrenzte Schutzwirkung? Wurde nicht erwähnt. War das Kosten-/Nutzen-Verhältnis wirklich positiv? Kein Kommentar zu diesem Thema. Wo fand dieser Informationsaustausch statt? Muss an mir vorbei gegangen sein. Soweit ich informiert bin, wurden noch nicht mal die Impfstoffverträge für die mal eben per SMS bestellten Impfungen offen gelegt, geschweige denn alle medizinischen Details, sofern diese überhaupt bekannt sind. Auch das Thema massive Ausgrenzung von Menschen, die sich nicht impfen lassen wollten oder konnten, scheint für sie nicht erwähnenswert zu sein. Ich bin keine Impfgegnerin, aber für eine differenzierte, fundierte Betrachtungsweise. Daher konnte ich ihre vorbehaltlose Begeisterung weder nachvollziehen noch teilen. Für meinen Teil habe ich sehr unter der defacto Impfpflicht und den nicht gerade harmlosen, aber von ÄrztInnen konsequent ignorierten Nebenwirkungen gelitten. Und damit bin ich – wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis und in Fachkreisen umhöre – kein Einzelfall.

Nachdem ich gerade mal eine Nacht Zeit hatte, um die wichtigsten Pharma-Inhalte in meinen Kopf zu bekommen und am nächsten Tag vor der Prüfung todmüde war, bin ich vor der Prüfung auf die geniale Idee gekommen, einen halben Liter stark gezuckerten und vor allem starken Espresso auf ex zu trinken. Zitternd und mit Tachykardie saß ich dann in der Prüfung. Zum Glück ließ die Wirkung gegen Ende hin nach, sodass ich noch mal durchschauen konnte, was ich mit halben Hirn so angeklickt habe. Den Feedback-Bogen, den man nach jeder Prüfung ausfüllen kann, fülle ich grundsätzlich nicht mehr aus. Erstens empfinde ich es als Frechheit, dass fälschlich behauptet wird, es wäre „verpflichtend“ (auf welcher Grundlage?). Zweitens haben Feedback und Evaluationen noch nie zu einer positiven Änderung geführt, wenn es überhaupt gelesen wird. Es ist generell eher ein gegeneinander zwischen DozentInnen und StudentInnen, wie ein Schachspiel. Deshalb spare ich mir die Zeit. Dass ich es nicht ausfülle, ist mein Feedback. Im Ergebnis lag mir Pharma deutlich besser als Physiologie, obwohl ich für Physiologie wesentlich mehr Zeit aufgewendet habe. Insgesamt hat es aber gut gepasst, sodass ich das Modul abhaken kann.

Meine lessons learned? Besseres Zeitmanagement ist das A und O. Dass die LV so spät angesetzt worden ist, ist eine Sache. Ich muss aber auch Arbeit und Privatleben besser organisieren und versuch mich in Zukunft von Diskussionen mit anderen herauszuhalten. Ist zwar nett, aber die Zeit hab ich einfach nicht. Umgekehrt versuche ich jetzt die LVs wie ein Projekt anzugehen, also so wie ich es bei der Projektmanagement-Zertifizierung mal gelernt hab. Schlicht um dem Chaos am Medcampus etwas entgegenzusetzen und Struktur reinzubringen, den Überblick besser zu behalten und zielstrebiger lernen zu können. In diesem Kontext hab ich auch ein altes Hobby wieder ausgegraben, das ich schon hatte, bevor es den Trend überhaupt gab: Bullet Journaling. Ryder Carroll rühmt sich zwar damit, 2016 das Bullet Journaling erfunden zu haben, aber ich Grunde heißt das nichts anderes als ein Notizbuch zur Selbstorganisation (Terminverwaltung, To-Do-Liste, Tracking etc.) zu verwenden. Auf die Idee sind andere vor ihm auch schon gekommen – ich jedenfalls schon lange. ;) Dann habe ich das Hobby verdrängt, u.a. weil mich neugierige Blicke in meine Privatsphäre gestört und herablassende Kommentare demotiviert haben. Aber seit ich angefangen habe, mich mit dem Tablet anzufreunden, geht das ganze digital. Da kann zwar vielleicht die NSA mitlesen, aber ansonsten kommt es mir vor gewissen neugierigen Angehörigen „geschützter“ vor. Nach kurzer Zeit hab ich festgestellt, es funktioniert noch genauso gut wie früher und ist auch genauso hilfreich. Klar kostet es etwas Zeit, aber es muss ja nicht perfekt aussehen, sondern nur funktional sein und ich bin dadurch auch so viel fokussierter, dass das schnell wieder drin ist. Außerdem macht es auch einfach Spaß. Mal schaun, wie’s mir im nächsten Modul damit geht. :)

Dialog & Diskussion

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