Praktikum Kopf und Hals
Auch das Praktikum war aus pädagogischer Sicht halsbrecherisch. ;) Also anwesend sein und durch!
Inhalt & Ablauf
Parallel zur Vorlesung gab’s auch ein Praktikum im Modul Kopf und Hals. Es bestand aus drei Einheiten den Anatomie-Räumen (ohne Testat) und einer Histo-Einheit, bei der die Testatbewertung irgendwie mit der aus dem Histo-Praktikum in Blut und Immun zusammen gewürfelt wurde. Wie genau wurde nicht mitgeteilt, nur dass es irgendeine ominöse Abwägung ist. Ich bin mir nicht sicher, ob die verschiedenen bewertenden DozentInnen das selbst überhaupt wussten, weil von von verschiedenen beteiligten Leuten gegensätzliche Auskünfte kamen. Also Organisations- und Kommunikationschaos wie immer. ;) Nachdem ich beide bestanden hab, hat sich für mich die Frage letztlich nicht gestellt. Etwas mehr Transparenz wäre trotzdem nett gewesen. Thematisch orientierten sich die Praktika wie gewohnt an den Vorlesungsinhalten. Histo war etwas stressig, weil die Vorlesung am Nachmittag war und am nächsten Morgen sollte man den Stoff können. Das Testat ging sich mit einer Nachtschicht aber gut aus. Inhaltlich ging es um Lippe, Zunge, Speicheldrüsen und Epiglottis. Didaktisch war es wieder wesentlich besser gestaltet als bei Krankheitslehre, sodass man gut mitkommen konnte. Dazu gab’s auch ein Skript mit Lösungen, in dem man hinterher noch mal das wichtigste nachlesen kann.
Ähnlich kurz nach den Vorlesungen waren auch die drei Praktika in den Anatomieräumen, teilweise waren sie sogar am selben Tag. Weil wohl sogar dem ZML gedämmert haben muss, dass das lerntechnisch eine ziemlich sinnlose Veranstaltung ist, gab’s hier (und auch in Histo) wieder eine „Lebendkontrolle“, ob man auch wirklich anwesend ist, d.h. ein Tutor kontrollierte, ob auch ja alle brav da sind, statt zu erklären. Ob das einen tieferen Sinn hat, frag ich lieber nicht. „Ein Dozent meine dazu: Im ersten Semester hatten Sie das Elend, dass Sie freiwillig lernen durften und die ECTS nur für die Vorlesung bekamen. Jetzt werden die ECTS formal aufgeteilt vergeben und Sie haben das Glück, dass Sie lernen müssen.“ Ob er schon mal was von der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan gehört hat, in der es u.a. um den Motivationsverlust durch Fremdbestimmung geht? Oder dass man nach Goethe nur sieht, was man weiß und ein bisschen mehr Vorbereitungszeit dazu notwendig ist?
An sich finde ich die Idee ja toll, dass man den erlernten Stoff an Modellen und Präparaten erarbeiten kann. Dabei bekommt man ein besseres Verständnis, kann sich manches besser vorstellen und merken und sich auch gleich auf die SAP vorbereiten. Aber: Dazu muss man auch mal Gelegenheit bekommen, sich vorab ausreichend mit dem Stoff zu beschäftigen. Und mit etwas Glück in überfüllten Räumen leicht schief vor einem Präparat zu sitzen, das man so halb sieht und gemeinsam mit anderen zu rätseln, was wo sein könnte, bringt relativ wenig. Die Dozenten und Tutoren gingen herum und erklärten hie und da was. Sie wirkten aber genauso genervt und gelangweilt von der Situation. Witzig wurde es, als die Leute um mich herum auf die Idee kamen, dieselbe Frage drei verschiedenen Tutoren und zwei Dozenten nacheinander zu stellen. Dann stellt man fest, dass man vier ganz unterschiedliche, widersprüchliche Antworten bekommt… Insoweit habe ich mich dann eher darauf konzentriert, herauszufinden, wer besser und schlechter erklärt und versucht, mir nur das von den besser Erklärenden zu merken. Parallel hab ich mir noch ein paar Anatomie Apps am neuen Tablet installiert, denn ohne gute Anatomie App wäre ich komplett verloren gewesen, zumal das Skript leider an manchen Stellen irgendwie zusammen kopiert wurde und nicht fehlerfrei ist und die Heftchen bei den Modellen auch nicht alle da waren, wo sie hingehört hätten.
Generalkritik
Generell finde ich es schade, dass ein so wichtiges Fach wie Anatomie regelmäßig so an den Rand gequetscht wird. Das Semesterende war ja noch nicht erreicht, aber um Pathologie künstlich in die Länge ziehen zu können und einige der Wahlfächer noch gemütlich einplanen zu können, hat sich das ZML wohl entschieden, Anatomie auf ein absolutes Minimum zusammenzustauchen. Warum ausgerechnet Anatomie? Die Woche bei Patho einzusparen und die Wahlfächer (wie eigentlich vorgesehen) über das ganze Semester zu verteilen wäre wesentlich sinnvoller gewesen. Toll wäre auch gewesen, wenn es die Skripte wenigstens offiziell vorab (z.B. zu Semesterbeginn) gegeben hätte. Man musste es defacto ohnehin im Selbststudium lernen (danke aber an alle, die sie via Flüsterpost weitergereicht haben!). Und es hätte den Dozenten und uns StudentInnen bestimmt mehr Spaß gemacht, wenn wir vorbereitet ins Praktikum hätten gehen dürfen-müssen-sollen-können… Die Krönung wäre noch gewesen, wenn die Dozenten und Tutoren die Zeit sinnvoll genutzt und im Praktikum freiwillig mehr erklärt hätten. Dann hätte sich das Thema Lebendkontrolle auch gleich erübrigt. Die Idee, sich das primär selbst zu erarbeiten ist zwar nett, aber in diesem Rahmen einfach kaum vernünftig möglich. Und umgekehrt hatte ich immer das Gefühl, man muss einen Hund zum Jagen tragen…
Fazit
Histo musste man im Expresstempo lernen, aber war eigentlich ganz interessant. Das Ebook, das ich während Blut und Immun gekauft hatte, war hilfreich zur Nachbereitung, auch wenn Histo für die Klausur vernachlässigbar ist und das fast mehr für die SAP (bzw. aus Interesse) war.
Ansonsten konnte man, wenn man nicht schon in den Monaten zuvor mit Skripten von Höhersemestrigen vorgelernt hatte (ist bei so einem Plan nur zu empfehlen, wenn sich’s irgendwie ausgeht), nur die Anatomie Praktika so lange wie nötig absitzen und vielleicht dabei das ein oder andere aufschnappen. Wenn man weniger motiviert bzw. mehr überfordert war, gabs beim Kaffeeautomaten eine Kaffeeklatsch-Gruppe – körperliche Anwesenheit reicht ja zum Bestehen des Praktikums. Ich habe versucht trotz der suboptimalen Bedingungen (wenige bzw. fragwürdige Erklärungen + Überfüllung + unzureichende Vorbereitungszeit) durch kollektives Rätseln mit StudienkollegInnen inhaltlich mitzunehmen, was ging, und mich ansonsten für die Modulprüfung auf stupides Prüfungslernen fokussiert, was dann am Ende gepasst hat. :)
Bild: © Nevit Dilmen, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
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