Vorlesung Kopf und Hals

Achtung! Könnte Spuren von Humor und Sarkasmus enthalten!

Organisation und Ablauf

Kopf und Hals, ein Totenschädel mit HutDas letzte Modul des zweiten Semesters war die Vorlesung Kopf und Hals. Da das Modul nur 2 Wochen dauerte und in der ersten Woche noch das Modul Krankheitslehre im Vordergrund stand, konnte man sich nur Hals über Kopf in die Thematik stürzten, weil eigentlich im besten Fall nur 3,5 Tage blieben. Was für eine super Organisation der Zentrale für mordsmäßiges Organisations- und Lernchaos des Zentrums für medizinische Lehre (ZML).

Auch die DozentInnen hatten nicht wirklich Lust drauf und „leierten den Stoff herunter“, wie sie selbst sagen. Teilweise waren die Vorlesungen in der Hälfte der Zeit beendet. Mitkommen? Unmöglich. Andere stellten Aufzeichnungen zur Verfügung. Weil sie sie aber nicht selbst hochladen wollten (dafür haben sie keine Zeit, das dauert ja waaaahnsinnig lange), überließen sie das dem ZML. Klasse Idee. Dort gibt es anscheinend einen Video-Schauer, wurde mir mal gesagt. Bis der mit Video schauen fertig ist, dauert es ein paar Tage. Gibt ja nicht nur einen Jahrgang und ein mehrstündiges Video. Dann muss er es auch noch hochladen. Dazu braucht er viiieeel Zeit. Bis ganz kurz vor der Prüfung. Keine Chance zum Lernen. Eine weitere Hürde war, dass das Mikro wackelte. D.h. die DozentInnen mussten es festhalten, damit man sie hört. Weil sie das nicht über mehrere Stunden hinweg wollten (was ich verstehen kann), sprachen sie eben so. Nett. Hat halt nur keine/r was gehört. Nicht mal in der ersten Reihe – ich habs getestet. Eine witzige Idee eines Dozenten war auch noch, vorne am Pult etwas an einem Modell vorzuzeigen. Das bringt in einem riesen Hörsaal bei unbekanntem Stoff genau was? Dann streikte der Hörsaal-Computer. Und zu guter Letzt kam eine Dozentin auch noch auf die Idee, ein völlig überladenes Skript über Hirnnerven im Express zu präsentieren. Irgendwas davon ist prüfungsrelevant. Und irgendwas nicht. Schön. Ab der Hälfte hab ich nicht mehr zugehört. Buffer Overrun.

Ein negatives Highlight war der Klinik-Dozent. Eigentlich wäre der Stoff ja interessant gewesen. Aber die überheblichen, abwertenden Kommentare über uns StudentInnen verleideten es mir von Anfang an. Inhaltlich war es nicht besser. Längst überholte Vorurteile aus dem letzten Jahrtausend und fragwürdige, persönliche Meinungen wurden ausgiebig als Tatsachen präsentiert. Den eigentlichen Stoff hat er kurz herunter gerattert. Garniert war das ganze mit ein paar Histobildern von Gewebeproben seiner PatientInnen, für die er vermutlich keine Einwilligung eingeholt hat, dass er sie zeigen darf… Zumindest ethisch fragwürdig.

Das einzige positive an dieser Vorlesung: Bei reinen Online-Vorlesungen (Aufzeichnungen) wurde parallel zur Aufzeichnung auch ein Skript zu Verfügung gestellt. Damit ist die Anatomie z.B. der Physiologie schon mal ein großes Stück voraus!

Pflicht-Unterhaltungsprogramm: Ein Imagefilm

Ausgiebig Zeit für das Drehen eines Imagefilms, bei dem der Dozent schön in Szene gesetzt wurde, war aber. Dabei wurden alle StudentInnen zwangsweise gefilmt, ohne dass eine vorherige, freiwillige Einwilligung eingeholt wurde oder es eine Möglichkeit gegeben hätte, zu widersprechen. Hinterher sollte man zum Ausgleich ein Formular ausfüllen, bei dem viele personenbezogene Daten erhoben wurden. Auf Nachfrage bekam ich die allgemeine Datenschutzerklärung der Universität, die dafür keine relevanten Informationen enthält. Ist nur eine Formalität, das müssen wir machen, wegen dem (blöden) Datenschutz, war der Kommentar. Innerlich bekam ich dabei Schnappatmung. Für Blutdruckanstieg und Protest war ich zu sehr mit Anatomie beschäftigt… Hätte mich gefreut, wenn jemand anders einen Aufstand gemacht hätte, aber so viel Glück hatte ich leider nicht. Nett und professionell ist aber was anderes. Immerhin konnte ich mich aber bei einem Gespräch am Rande revanchieren: Eine Uni-Mitarbeiterin erzählte, dass sie einen Massagekurs besucht, bei dem ein Medizinstudent mit kenhub unterrichtet, was ja auch sooo viele Universitäten nutzen würden. Ob wir das auch haben? Sollte sie eigentlich wissen. Nein, haben wir nicht bzw. müssen wir selbst zahlen, wenn wir es haben wollen, erklärte ihr eine Studentin, und fragte sie, wie es denn sei. Sie erzählte was von Videos, was aber niemand vom Hocker riss, und betone, dass das ja sooo viele Universitäten nutzen würden. 4 laut Webseite, kommentierte ich, woraufhin sie meinte, nein, nein, ganz viele. Mein „Ja, 4“ irritierte sie sichtlich. Dann meinte sie, das läge ja auch daran, dass es eine deutsche Software wäre. Nicht so wie der Medspace. Mal davon abgesehen, dass Software keine Staatsangehörigkeit hat, hinter kenhub auch ein amerikanischer Einzelhändler steht und mir völlig unklar ist, inwieweit das überhaupt relevant ist (bzw. sich mir die Frage gestellt hat, ob dieser Kommentar einer immerhin Uni-Mitarbeiterin nicht schon unter Rassismus fällt und daher sowieso inakzeptabel ist) – ich bezweifel, dass es eine rein in Österreich und ausschließlich von Menschen österreichischer Staatsangehörigkeit produzierte, betriebene und vertriebene Anatomie Software gibt. Im Medspace jedenfalls nicht. Wenn Blicke töten könnten… ;)

Der Vorlesungsinhalt

Worum es inhaltlich in dieser Vorlesung ging musste ich erst mal nachschauen. In diesem Modul habe ich nur Prüfungslernen veranstaltet, d.h. ich hab mich aufs Kreuzeln vorbereitet und aberwitzige Details auswendig gelernt, aber könnte nicht mal den gesamten Stoff in einem Satz beschreiben. Ein Rückblick ergibt, dass es um die Anatomie der Kopf- und Halsregion ging, d.h. Knochen, Muskeln, Leitungsbahnen, inkl. Hirnnerven. Pharynx, Larynx und etwas Histo (Lippe, Zunge, Speicheldrüsen) war auch dabei.

Die Prüfung

Bei dieser Prüfung hatten nach dieser Organisation und Lehre viele so ihre Probleme. Das Prüfungspasswort war netterweise „Angst“. Eine weitere Frechheit, denn allein das kann das Mindset negativ beeinflussen und damit zu einem schlechteren Ergebnis führen. Drei Fragen waren unklar formuliert, sodass nach ausgiebiger Recherche zwei Antwortalternativen richtig sein könnten. Ein Lichtblick im Vergleich zu den anderen Klausuren: Ein beinahe Linzer mit österreichischer Muttersprache dürfte vermutlich die Prüfungsfragen verfasst haben, d.h. es waren anders als z.B. in Physiologie keine Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler drin. Nicht dass ich etwas gegen DozentInnen aus anderen Ländern bzw. ohne deutsche Sprachkenntnisse hätte. Sie sind eine Bereicherung. Aber wenn Klausurfragen, in denen es primär um Sprache, Logik und Details geht, die Frage nicht mehr eindeutig oder unverständlich ist… ist das ärgerlich. Es wäre toll, wenn jemand mit guten deutschen Sprachkenntnissen die Klausur zumindest Korrektur lesen würde (oder die Fragen auf Englisch wären). Dieses Problem kann man den AnatomInnen immerhin nicht vorwerfen. Trotzdem waren nicht alle Fragen eindeutig zu beantworten, was bei einem halben Geisteswissenschaftler, der es immer sooo genau nimmt und perfekt Deutsch kann nicht sein müsste.

Fazit

Die Note kam vielleicht deshalb etwas später als angekündigt, aber verglichen mit anderen Fächern immer noch sehr schnell (übernächster Werktag). Ich stand übrigens gerade im Supermarkt an der Kasse, als ich erfuhr, dass die Noten da sind. Für einen Moment stand die Zeit für mich still – ich wollte es jetzt sofort wissen. Hinter mir anstehende Leute, Kassierer? Egal. Nach einem erleichterten Seufzer kam ich dann wieder zurück in die Realität. Die Durchfallquote war über 30 %, was viel ist, aber mich bei dieser Organisation und Lehre nicht wundert. Ich bin zum Glück mit ein bisschen Detaillernen gut durchgekommen und kann dieses eigentlich interessante, aber furchtbar vermittelte Fach abhaken.

STUDIUM
#2.Semester #Vorlesung #Anatomie

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