Ablauf des MedAT in Linz

Der große Tag: I survived it

Ein Jahr lang lernte ich so vor mich hin. Mal mehr, mal weniger intensiv. Und plötzlich überraschte mich mein Handy mit der Erinnerung: Morgen geht’s auf nach Wels. Um nicht am Stau oder ähnlichem zu scheitern hatte ich eine Unterkunft dort gebucht. Auch wenn es nicht das günstigste Hotel war, war das Zimmer leider nicht… optimal für einen guten Schlaf. Rückblickend würde ich lieber früh aufstehen und die Fahrt in Kauf nehmen, als noch mal in einem Zimmer versuchen zu schlafen. Den Weg von dort zur Messehalle in Wels ging ich schon am Vortag ab, um die Zeit abschätzen zu können und mich auch wirklich nicht zu verlaufen. Ansonsten arbeitete ich noch die letzten offenen Punkte auf meiner Liste ab, genoss den Ausblick auf Wels und beäugte die anderen, nach und nach anrückenden MedAT TeilnehmerInnen (ich glaube das ganze Haus war voll mit ihnen). Was ich etwas merkwürdig fand: Viele grüßten nicht mal zurück und ignorierten einander. Dabei hätte etwas small talk sicher alle abgelenkt. Unsicherheit? Aufregung? Angst vor Konkurrenz? Egal. Ich habe keinen von denen je wieder gesehen. Bewundernswert fand ich, dass viele von ihren Müttern begleitet wurden, die hinter ihnen standen.

SanduhrDen restlichen Abend ging ich dann nur noch kreuz und quer Fragen in den Apps durch. In den messenger Kanälen ging es drunter und drüber, die kollektive Nervosität war spürbar. Das wurde mir irgendwann zu viel. Schlafen konnte in den Nächten davor kaum – teils wegen des Zimmers (unbequemes Bett, hoher Lärmpegel), teils aus Aufregung.

Ziemlich übermüdet aber pünktlich kam ich dann an der Messe in Wels an. Wobei pünktlich eigentlich egal ist. Die angegebene Zeit auf der Einladung dient eher dazu, es etwas zu staffeln, aber wurde nicht kontrolliert. Ich war froh, die Location schon zweimal ausgiebig besichtigt zu haben, sodass sie mir nicht fremd war. Beim Anstehen in der Schlange vor dem Eingang wurde Werbung verteilt, was mich mehr stresste, als dass ich mich dafür hätte begeistern können. Die Einlasskontrolle war dafür viel humaner, als ich es zuvor gehört hatte. Ich musste nur den Einladungszettel und Ausweis vorzeigen, bekam ein Armband und dann durfte man an den Kontrollstellen vorbei gehen. Keine weiteren Kontrollen, nichts. Zwischen Kontrollstelle und Saaltür kam ich auf einem Schild vorbei, auf dem stand, dass man mit der Testteilnahme mit der Aufnahme von Fotos einverstanden ist. Sehr frech, finde ich. Bleibt einem eine Wahl? Was hätten die denn gemacht, wenn jemand sagt, ich will teilnehmen aber bin nicht einverstanden? Und wäre es nicht sinnvoller, das vor die Kontrollstellen zu stellen, dass man es sich theoretisch noch anders überlegen kann?! Ein paar Meter weiter befindet sich der Eingang in die Halle. Dort warteten bereits EinweiserInnen, die einen Platz zuweisen. Ich wäre eigentlich lieber woanders gesessen, aber da hat man nicht wirklich eine Wahl. Kehrt machen, wieder rausgehen und später wieder reinkommen vielleicht. ;) Nach und nach füllte sich die Halle. Ich war an sich drauf vorbereitet, erinnerte mich an meine mentale Vorbereitung – trotzdem ist die schiere Masse irgendwann überwältigend. Die Fotografen machten vor allem Bilder von den Leuten in den Reihen vor mir. Etwas später zu kommen ist vorteilhaft, wenn man nicht unbedingt in der Presse erscheinen möchte. Zur Ablenkung unterhielt ich mich mit meiner Sitznachbarin. Zu meinem Glück hatte sie dasselbe Bedürfnis und wir verstanden uns auf Anhieb gut. Da verging die Zeit wie im Flug und plötzlich ging’s los.

Zunächst ist ein weißer Umschlag mit dem Namen zu beschriften (der Sinn ist mir schleierhaft – am Ende wird er nämlich entsorgt). Eine eigene Plastik-Trinkflasche (beliebige Größe) mit durchsichtiger Flüssigkeit (mehr wird nicht kontrolliert) und ohne Etikett, eine (verteilte) Werbe-Wasserflasche, ein (verteiltes) Werbe-Nusstütchen, Ausweis und (ein verteilter) Stift sind an bestimmten Stellen am Tisch zu deponieren (jedenfalls wies mich ein übereifriger Aufseher darauf hin, wo genau was zu stehen hätte). Die Tasche kommt verschlossen unter den Tisch, wird aber nicht kontrolliert (entgegen anderslautender, kursierender Informationen). Sie muss auch nicht durchsichtig sein, wie an manchen Stellen kolpotiert. Danach werden Name und Nummer (sollte man auswendig wissen) auf die Testunterlagen geschrieben. Die Ansagerin – eine ZML-Mitarbeiterin – erklärt alles ausführlich leitet in freundlicher Stimme durch den Test. Mehrere große, von überall gut sichtbare Uhren sind im Raum aufgestellt. Das Moderationstempo ist wirklich gemütlich. Trotzdem hab ich im Nachhinein erfahren, dass wenigstens eine/r schon dadurch gescheitert ist, dass er/sie Namen und Nummer nicht eingetragen hat, der/die sonst einen Platz bekommen hätte. Anonyme Testhefte können nicht zugeordnet werden…

Danach folgt der Test dem üblichen, vorgesehenen Aufbau. Die Testseiten sind farbig markiert, die AufseherInnen (überwiegend StudentInnen) beobachten, dass alle die Zeit einhalten, nicht spicken etc. Zwischendurch werden die Ausweise kontrolliert. Jede/r AufseherIn hat einen bestimmten Sektor, manche gehen auch quer durch die Halle spazieren. „Mein“ Aufseher war recht freundlich, vielleicht etwas übermotiviert. Zeigte sich auch daran, dass er meine Trinkflasche ca. 3 cm umstellte, meinen Ausweis exakt parallel zur Tischkante drehte (ich hatte ihn leicht schief hingelegt, was total egal gewesen wäre), mir einmal beim Umblättern „half“ (ich hatte weder einen Stift in der Hand noch hätte ich getrödelt, die anderen waren auch nicht schneller), zwischendurch praktisch vor mir Liegestützen und Kniebeugen machte (ich saß im mittleren Block in der ersten Reihe) und mit einzelnen Teilnehmerinnen… man könnte fast schon sagen flirtete. Zumindest bekamen sie ungefragt eine zweite Wasserflasche, ein zweites und drittes Nusstütchen, einen extra Kugelschreiber als „Geschenk“ und aufmunternde Blicke und Worte („ganz viel Erfolg Dir“, „wir sehen uns am Campus“) – die Herrn gingen leer aus. ;) Was mich etwas verunsicherte war meine andere Sitznachbarin. Sie war immer schon nach wenigen Minuten fertig, ich kam mir richtig langsam vor. Etwas nervig war auch, dass der Tisch ziemlich zerkratzt war. Ich hab mich gewundert, wo die OrganisatorInnen wohl diesen Tisch aufgetrieben haben. Das ist vor allem deshalb lästig, weil der Testbogen automatisiert ausgewertet wird und man deshalb tunlichst möglichst schöne Kreuze machen sollte, was auf so einer Unterlage nicht so einfach ist. In der Mittagspause stürzte ich mich mit den anderen Heerscharen an Damen auf die wenigen Toiletten. Man sollte sich wirklich gut überlegen, wie man das mit dem Trinken macht. Dehydriert ist vielleicht blöd fürs Ergebnis. Andererseits kann man zwischendurch schlecht zur Toilette gehen. Einerseits aus Zeitgründen, andererseits waren in den letzten 1-2 Testteilen jeweils keine Toilettengänge mehr erlaubt (was meine Nachbarin fast zum Verzweifeln brachte). Vor den Toiletten (vor allem bei den Damen) ist zudem eine lange Schlange, d.h. man kann auch nicht sofort gehen, maximal 1-2 mal in der Mittagspause. Zum Glück hatte ich das vorher geübt und geplant.

Ansonsten hat man in der Mittagspause „Freigang“ in einen eingezäunten, sonnigen Bereich (wenn das Wetter mitspielt). Schatten gab’s kaum, Stühle gar nicht. Im Normalfall ist dort eine Straße, d.h. es ist auch nicht besonders sauber, wenn man sich auf den Boden setzt. Würde ich den Test noch mal schreiben, würde ich eine waschbare Picknickdecke mitnehmen. Solange man in diesem eingesperrten Bereich (nach außen und innen) bleibt, kann man sich frei bewegen. Da etliche Leute nicht kamen, konnte man sich auch weitere Nusstütchen und Wasserflaschen holen, die übrig geblieben waren. Ansonsten kann man seine mitgebrachte Brotzeit essen (auch das wurde – entgegen anderslautender Gerüchte – nicht kontrolliert), durch die Gegend spazieren, sich unterhalten… Ich verbrachte die Zeit mit meiner Sitznachbarin – ist angenehmer, als sich allein verrückt zu machen. Von meiner anderen Sitznachbarin erfuhr ich, dass sie nur neugierdehalber da ist und den Antwortbogen zufällig ausfüllt. Damit war ich irgendwo beruhigt.

Nach der Mittagspause ging’s auf dieselbe Weise weiter durch die übrigen Testteile in einem neuen Testset. Ich war froh, hier viel Routine zu haben und es offenbarte sich, welche Vorbereitungsunterlagen wirklich testnah waren und welche nicht und welche Strategien im echten Test funktionierten. Die zweite Hälfte zog sich etwas. Erstens ist sie mittlerweile länger als der Vormittag. Und zweitens dauert das Einsammeln und Zählen der Testhefte und das sektorale Entlassen der TeilnehmerInnen auch noch mal eine gewisse Zeit. Irgendwann durfte ich aber dann schließlich auch raus und das wars. Inhaltlich war es gut machbar, fand ich. Den BMS-Teil konnte man gut bewältigen, wenn man die Inhalte durchgegangen war (und ein paar Altfragen waren auch dabei). Die Texte in Textverständnis waren wieder sehr lang – da war Genauigkeit, Logik und querlesen gefragt. Im Nachmittagsteil hatte ich meine selbst entwickelten Strategien angewendet. Teilweise konnte ich mit den allgemein empfohlenen Strategien wenig anfangen. Manche Anbieter passen ihre Übungen auch den von ihnen empfohlenen Strategien an. Das bringt aber im echten Test wenig. Hier war es gut, dass ich mit verschiedenen Stilen geübt und so meine eigenen Strategien (die ich so noch nirgends gelesen hab) anwenden konnte. Figuren zusammensetzen war etwas knifflig, weil es sehr viele, sehr kleine und „ungünstig“ geschnittene Teile waren. Und in Zahlenfolgen hat meine Eigenstrategie nicht ganz so gut funktioniert wie erhofft, weil die Aufgaben einen Tick anders aufgebaut waren als in jedem Übungsmaterial, das ich hatte. Aber auch das ging sich aus. Eigentlich war ich überrascht, dass es überhaupt so gut funktioniert hat. :)

Danach war ich einfach nur fertig. Geflasht von der schieren Menschenmenge tat ein Spaziergang im Grünen wahre Wunder. :)

Einen Monat lang hieß es dann viele Dinge erledigen, die ich aufgeschoben oder mir für diese Zeit vorgenommen hatte, auch in dem Wissen, dass es etwa einen Monat dauert, bis die Ergebnisse da sind und ich dann entweder viel zu tun oder viel Zeit habe. ;) Und so war es dann auch. Falls man vor dem Studium noch etwas erledigen will, ist es sinnvoll, das in dieser Zeit zu tun. Und wenn es Urlaub machen ist. ;) Danach gibt es jede Menge anderer Dinge vorbereitend zu erledigen. Außerdem lenkt es ab, von der Wartezeit. Eigentlich ist diese Wartezeit eine Frechheit. Da die Testbögen automatisiert ausgewertet werden und nur ca. 300 Hefte auf „verbotene“ Notizen in gewissen Teilen durchgeblättert werden müssen (falls sie das überhaupt werden), müssten die Ergebnisse eigentlich schon viel früher feststehen und könnten genauso gut nach ein paar Tagen übermittelt werden. Mehr Wertschätzung der Universitäten gegenüber ihren künftigen Studenten wäre wünschenswert. Schließlich gibt es vor Studienbeginn jede Menge organisatorisches zu erledigen und da man es nicht wirklich planen kann, den MedAT zu bestehen und in diesem Fall noch nicht mal den Studienort (Graz oder Linz) vorab weiß, kann man das auch nur bedingt vorbereiten. Von der nervlichen Anspannung, die manche quält, ganz zu schweigen. Hilft aber nix, man kann die Zeit nur für sich nutzen – produktiv oder zur Erholung.

Irgendwann kam dann aber die ersehnte Mail. Das Datum wurde bereits beim Test verkündet und stand mehr oder weniger fest. Immerhin kam die erlösende Mail etwas früher (Uhrzeit) als vorher über die Gerüchteküche angekündigt worden war. Und so wie ich es auch schon vorher von „Absolventen“ gehört und nicht wirklich geglaubt hatte: Das ist ein Moment, die man nie vergisst. Und wenn ich dement und 100 Jahre alt werde – daran werde ich mich immer erinnern. Ich kam mir vor wie ungeplant schwanger. Letztlich hat die Mail mein halbes Leben auf den Kopf gestellt und das meiner Familie gleich mit. Dementsprechend war auch die Reaktion. ;)

Irgendwie hatte ich nicht ernsthaft mit einem positiven Ergebnis gerechnet. Eigentlich wollte ich den Test erst ein Jahr später bestehen. Es wäre rückblickend sinnvoll gewesen, auch das vorher mal durchzuplanen und latent vorzubereiten. Aber es ist, wie es ist. Vielleicht ist es einfacher, wenn man nicht schon ein vollgepacktes Leben hat, sondern sowieso vor hat (noch) eine Ausbildung in den nächsten Jahren zu machen, schon am Universitätsort wohnt und finanzielle Unterstützung von Staat oder Eltern bekommt. ;) Und wenn man selbst viel zu organisieren hat, ist es wahrscheinlich einfacher, wenn man sich einen anderen Standort als Linz sucht, weil das der einzige Standort ist, wo der Studienort vorab nicht feststeht. Müsste ich es noch mal machen, würde ich deshalb an einer der anderen Universitäten schreiben – Quote, jku Informationen und Nähe zum bisherigen Wohnort (bei Salzburg) hin oder her. Schließlich hat sich inzwischen herausgestellt, dass die Infos die ich von dort bekommen hatte, teilweise irreführend bis falsch waren, die tägliche Fahrt ist sowieso auf Dauer zu weit (aktuell bis zu 40 h Fahrzeit pro Woche) und durch die höhere TeilnehmerInnenzahl ist die Quote kaum noch ein Vorteil und ich wäre vom Ergebnis locker überall reingekommen. Deshalb wäre zuerst umziehen, ein neues Leben am Studienort aufbauen und dann den MedAT schreiben sinnvoller gewesen. Nach einigem hin- und her hab ich mich dann aber eingeschrieben. :)

In diesem Erfahrungsbericht bin ich nicht auf konkrete Lerninhalte oder Strategien eingegangen – dazu gibt es schon jede Menge auf diversen Webseiten. Ich hoffe, er ist trotzdem informativ und inspirierend für euch. Wenn ihr noch Fragen habt, schreibt mir einfach eine Mail oder in die Kommentare.

Viel Erfolg allen, die ihn künftig schreiben! :)

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