Auf los geht’s los!
Wie ich mich vorbereitet habe
Nachdem ich die Entscheidung getroffen und o.g. Schritte für mich erledigt hatte, ging’s einen Tag nach dem MedAT 2022 los. Ich installierte mir Apps und besorgte mir diverse Lernmaterialien und Online-Tools. In den Jahren zuvor hatte ich beobachtet, wie das Angebot immer mehr wuchs (und spielerisch das ein oder andere ausprobiert), manche Anbieter kamen und gingen aber auch. Daher war es mir wichtig, nicht auf ein totes Pferd zu setzen, das entweder veraltete Inhalte hat oder sein Angebot im Vorbereitungsjahr ganz einstellt. Ganz naiv ging ich in eine medizinisch ausgerichtete Buchhandlung und wollte die ausliegenden Bücher mal durchblättern – allein, dass ich unschlüssig vorm Regal gestanden bin, war der Verkäuferin aber schon zu viel. Nachdem ich nicht einschätzen konnte, was mir liegt und was testnah ist, entschied ich mich, querbeet einzelne Produkte verschiedener Anbieter (online) zu kaufen / buchen und auszuprobieren (statt ein Gesamtpaket), die ich dann Stück für Stück teils mehr, teils weniger durchgearbeitet habe.
Ich habe mir lang überlegt, ob ich Anbieter überhaupt nenne. Weil ich am Anfang vom mittlerweile recht großen Angebot selbst überfordert war und es schwierig war, sich einen Überblick zu verschaffen, ich immer wieder danach gefragt werde und es den Erfahrungsbericht aussagekräftiger macht, nenne ich hier das, was mir bei den jeweiligen Anbietern besonders gefallen oder geholfen hat. (Die Anbieter, die es mittlerweile nicht mehr gibt, lasse ich weg). Ich bekomme aber nichts dafür und es sind rein subjektive Eindrücke basierend auf meiner Lernerfahrung. Letztlich haben alle ihre Stärken und Schwächen und vor allem: Das Lernmaterial muss auch zu euch passen. Jede/r hat andere Voraussetzungen, andere relevante Kriterien und jede/r lernt anders. Setzt euch am besten selbst damit auseinander, was euch am meisten taugt. Letztlich ist das am besten, was ihr auch verwendet. Was hilft das beste Buch oder Tool, wenn ihr nie reinschaut. Umgekehrt kann man auch mit nicht ganz so testnahen Unterlagen zu einem guten Ergebnis kommen, wenn man sich entsprechend einarbeitet.
Hier also das, was mir bei den jeweiligen Anbietern besonderes geholfen oder gefallen hat:
- studymed: Gute, vollständige und verständliche Darstellung der BMS-Inhalte, hat mir den Schrecken von Chemie und Physik genommen; dazu viele Übungsaufgaben zu allen Untertests (in manchen Bereichen testnah, vor allem soziales Entscheiden); dazu eine tolle App mit vielen Übungen; Online-Testsimulation mit vielen Tipps, Webinare mit Tutoren, die einem die Angst vor dem Test genommen haben
- Medithappen: Testnahe KFF, TV, SEK Übungen und Testsimulationen
- Medinaut: überwiegend testnahe Aufgaben und Testsimulationen, das BMS-Heft ist nach Themen gegliedert, sodass man es parallel zum Durcharbeiten des BMS-Stoffs nutzen kann; Tipps zur mentalen Vorbereitung auf der Webseite
- vmc: Quelle für offizielle Infos (kostenfrei), einzelne MC-Fragen kamen schon so im Aufnahmetest dran; für Emotionen erkennen und regulieren kann man sich abgeleitet von original Hinweisen selbst eine Strategie überlegen
- Medgurus: schönes Design, gute Bücher und Übungshefte zu fast allen Testteilen, Präsenz Testsimulation auf Testniveau mit Tipps
- Medbooster: nettes Vertriebsteam, Übungshefte zu fast allen Testteilen, Qualität ist akzeptabel, gute Altfragensammlung im betreuten messenger Kanal
- Stark Verlag: Strategietipps
- MedAT-Formel: unendlich viele überwiegend testnahe Übungen zu einigen Testteilen, schön designtes Skript, gute Testsimulationen; sehr schwierige Übungen (weit über Testniveau) auch in Buchform; Tipps zur mentalen Vorbereitung auf der Webseite
- Medbreaker: tolle, (überwiegend) gut funktionierende App, gut moderierte messenger Kanäle, die einen mit den aktuellsten Infos versorgen; Moodle ist fürs Smartphone freigeschalten und enthält (überwiegend) testnahe Aufgaben; Lehr- und Übungsbücher passend dazu
- T-Med: Moodle mit Übungen ist fürs Smartphone freigeschalten
- Elsevier-Lernskripte: Ringbuchformat
- Get-to-med: Kompakte, an Altfragen orientierte Texte (gibt es in dieser Form nicht mehr)
- Medinator: viele Übungen
- Amboss: kompakte, stichwortartige Übersicht zum Nachschlagen in den 2 Monaten vor dem Test
- viamedici: IMPP-Infos lassen erahnen, in welche Richtung es geht und was Schwerpunkte sein könnten (kostenlos in App abrufbar); verständliche Erklärungen; zum Nachschlagen in den 2 Monaten vor dem Test
- KIs: eine Art „Nachhilfelehrer“; liefert Anhaltspunkte, wenn man nicht weiterkommt, die man dann in anderen Quellen gegenprüfen kann
- andere Webseiten: ergänzend, wenn ich was nicht verstanden hab
- ÖH-Skripte (Meduni Wien): Übungen und übersichtliche Skripte sind kostenlos erhältlich
- Schulbücher: Ich mag Bücher…
- Medprep: Schönes Design, schön gestaltetes Periodensystem (Download von Webseite)
- IFS: kostenlose Werbeveranstaltung (Testsimulation) war ok
Kein Anbieter war 100% testnah und perfekt. Bei jedem würde mir etwas einfallen, das besser laufen könnte. Ist aber letztlich auch egal, denn: Es muss zu DIR passen und dich weiterbringen. :)
Ansonsten hab ich mich an den Tipps von Leuten orientiert, die den MedAT in den vergangen Jahren erfolgreich durchlaufen haben:
- auch wenn es am Anfang unmöglich erscheint: Stück für Stück die BMS Themen und Untertests durchgehen und üben – irgendwann ist man zwangsläufig durch
- systematisch alle Themengebiete auf Verständnis durchgehen und verinnerlichen
- Unterlagen verschiedener Anbieter (3-5) nutzen, um alle Inhalte, Strategien und ein Gefühl für Varianten zu bekommen und eigene Strategien entwickeln zu können (keiner ist perfekt)
- viel üben, üben, üben – zunehmend auch unter Einhaltung der Zeit und besonders das, was man nicht gut kann
- Schwachstellen gezielt trainieren (z.B. Wissenslücken in BMS füllen; Strategien für die anderen Testteile optimieren)
- mehrere Testsimulationen machen (idealerweise 6-8, davon 2 fremd-geleitete möglichst unter Originalbedingungen (z.B. auch ähnliche Uhrzeit, Toilettengang nur in der Mittagspause, Zeiten einhalten), auswerten, Schwachstellen systematisch analysieren, Strategien weiterentwickeln, Wissenslücken füllen
- Auswertungstabelle führen, um zu sehen, wie man sich entwickelt, was man bereits abgearbeitet hat usw. (ist auch gleichzeitig eine Art Lerntagebuch) – das war der Dreh- und Angelpunkt meiner Vorbereitung
- Altfragensammlungen durchgehen (diese sind teilweise etwas kreativ bzw. fehlerbehaftet, aber man bekommt ein gutes Gefühl für sich wiederholende Themen, Fragen und Schwierigkeitsniveau)
- mit den konkreten Testbedingungen vertraut machen und frühzeitig darauf vorbereiten
- Vernetzung, mit Lernpartnern zusammentun (um aktuelle Infos zu bekommen, um einen Termin zu haben, um sich vergleichen und Mut zu sprechen zu können, um die psychologische Relevanz zu erhöhen und damit die Motivation usw.)
- Sinn in den Aufgaben suchen, Bezüge zu subjektiv relevanten Themen schaffen → erleichtert das Lernen und erhöht die Motivation
- motiviert bleiben, mentale Vorbereitung
- aktuelle Infos einholen, am Ball bleiben, z.B. über Webseiten, vmc oder messenger Kanäle einiger Anbieter (im Idealfall lernt man dort schon einige seiner künftigen StudienkollegInnen virtuell kennen – war jedenfalls bei mir so; man weiß nur vorher nicht, wer das sein wird)
Was ich nicht hatte war ein Kurs (außer 2 geführt Testsimulationen) und einen Lernplan. Zu Anfangs hätte ich gerne einen Kurs besucht, am liebsten einen Präsenzkurs im Salzburger Raum ab August, aber so etwas wurde nicht angeboten. Also hab ich die Themen eigenständig erarbeitet. Und als dann Kurse angeboten wurden, war ich eigentlich schon über dem hinaus, was ich dort hätte lernen können und kannte genügend andere Leute, deshalb hätte es dann keinen Sinn mehr für mich gemacht. Zudem hatte ich kostenlose Probekurse bei zwei verschiedenen Anbietern besucht und die haben mich nicht überzeugt, den angebotenen online Kurs zu buchen. Dazu kommt, dass mir BesteherInnen der Vorjahre gesagt haben, dass ihnen das selbst üben und lernen viel mehr gebracht hat als irgendein ein teurer Kurs. Deshalb hab ich mich entschieden lieber in Lernmaterialien zu investieren.
Und Lernpläne hatte ich im Grunde viele, aber ich konnte sie eigentlich nie einhalten. Entweder es kam etwas dazwischen, oder ich habe länger für ein Thema gebraucht oder hatte gerade auf etwas anderes Lust. Jeder Plan, den ich hatte, wurde zu einer was-ich-bestimmt-nicht-mache-Liste. Deshalb hab ich nur grob im Kopf geplant und die Planung flexibel angepasst, aber ohne minutiösen Tagesplan gelernt. Meistens habe ich mir am Vorabend überlegt, was ich am nächsten Tag machen möchte (orientiert an meiner Übersichts- und Auswertungstabelle – dem Herzstück meiner Vorbereitung), sodass ich gleich loslegen und das abarbeiten konnte. Aber einen exakten Tages- oder Monatsplan hatte ich nicht, denn was bringt es, wenn man ein Thema nicht kann und gemäß Plan aber dann etwas bearbeiten soll, das man gut kann? Oder wenn der Plan gerade gar nicht zum restlichen Leben passt? Von daher hab ich recht spontan improvisiert - hat super funktioniert. :)
Rückblickend betrachtet würde ich das meiste wieder so machen. Was ich meinem damaligen Ich sagen würde, dass es besser machen soll:
- Ich hatte mich schon Jahre davor latent spielerisch damit beschäftigt, schließlich verfolgte ich die MedAT-Entwicklung seit ihrer Einführung – das hätte ich gezielter machen sollen und mir zumindest die frei zugänglichen Unterlagen besorgen sollen (z.B. von der ÖH oder die Leseproben / Demoversionen verschiedener Anbieter), um mich in eine bessere Ausgangsposition zu bringen, BMS langfristiger lernen zu können (was auch insoweit sinnvoll ist, als im ersten Semester der gleiche Stoff teilweise wieder prüfungsrelevant ist) und auch um einen besseren Eindruck zu bekommen, welcher Produkte mir liegen, wie was bei welchem Anbieter funktioniert usw. Also recherchier, leg los!
- Schon in den Jahren davor liebäugelte ich mit einer MedAT-Teilnahme, traute mir es aber nicht zu. Sonst hätte ich ihn sicher schon früher geschrieben. Rückblickend denke ich mir, so unüberwindbar schlimm wie ich es mir vorgestellt hatte, war es eigentlich gar nicht. Hätte ich ruhig früher schon anpacken können. Dann wäre ich jetzt schon längst fertig mit dem Studium. Deshalb: Wenn du es machen möchtest, mach es! :)
- Ich hatte mir eine Tabelle angelegt und versucht möglichst alle Materialien abzuarbeiten – schließlich hatte ich sie ja extra angeschafft. Mit der Zeit bekam ich aber ein Gefühl dafür, was testnah sein könnte oder was für mich hilfreich ist, was nicht. Trotzdem arbeitete ich stur die Tabelle ab, sogar noch am Tag direkt vor dem Test, obwohl ich eigentlich wusste, dass es irrelevant ist (witzigerweise hat es mir wahrscheinlich trotzdem einen Punkt beschert ;) ) . Beim Test hab ich dann fast bereut, meine Lieblingssachen, die auch tatsächlich testnäher gewesen wären, nicht mehr genutzt und mit anderen meine Zeit verschwendet zu haben. Also nutz bevorzugt das, was du gut findest! Es gibt keine Fleißpunkte für testferne Aufgaben. ;)
- Es gibt viele Leute, die den MedAT nie (erfolgreich) geschrieben und sich nie damit beschäftigt haben (oder bei denen es schon sehr lange her ist), und die eine Meinung dazu haben. Dürfen sie, ist ja ihr gutes Recht. ;) Ist aber auch meines, dass ich das ignoriere. Viel zu lange habe ich mich davon beeindrucken lassen. Von daher der Tipp: Mach es einfach! Und so wie es dir passt und du meinst, dass es gut wird! :)
Zum MedAT kursieren viele „alternative Fakten“, die mich lange davon abgehalten haben, ihn überhaupt zu versuchen. Ein paar Kommentare dazu:
„Der MedAT ist unschaffbar. Es melden sich sooo viele Leute an und gibt nur sooo wenige Plätze. Da brauch ich es gar nicht erst versuchen. Ein 6er im Lotto ist wahrscheinlicher.“
Fun-Fact: Viele der angemeldeten gehen gar nicht hin oder sind kaum vorbereitet. Wer gut vorbereitet ist, hat durchaus eine realistische Chance!
Zitat einer MedAT-Anwärterin: „Ach ich versuchs mal, wenn es nicht klappt, ist es auch gut. Es geht ja nur um einen Beruf, ich muss es ja nicht schaffen.“
Wen wundert, dass sie es nicht geschafft hat? Angst vorm Scheitern ist normal und gehört dazu. Sich einen Plan B zu überlegen ist auch gut. Aber: Auch der Wille einen Studienplatz zu ergattern, die mentale Vorbereitung und die innere Einstellung haben einen entscheidenden Einfluss aufs Ergebnis. Willst du es wirklich? Dann geh hin, um zu bestehen!
„Der Test ist fair, jeder hat die gleiche Chance. Wenn ich es nicht schaffe, bin ich nicht geeignet.“
Der Test ist nicht fair, schließlich hat jede/r einen anderen Startpunkt und andere Ressourcen zur Verfügung hat (für die Vorbereitung / Teilnahme). Er ist auch eine Form der sozialen Selektion. Zudem ist die Bewertung relativ, das Ergebnis hängt (diskrimierenderweise) von der Herkunft / Quote ab und ein Quäntchen Glück braucht man auch noch. Zudem gilt wie bei jeder Prüfung: Das Ergebnis sagt nur was darüber was aus, wie gut du den Test bestehen kannst, aber wenig über deine Eignung fürs Medizinstudium oder gar für den Beruf. Also sieh’s sportlich! ;)
„Egal, wie gut man sich vorbereitet – es ist sowieso nur Glück. Das lohnt sich nicht, dafür etwas auszugeben“
Glück spielt mit rein, aber umgekehrt: Die meisten, die es geschafft haben, waren auch mehr oder weniger gut vorbereitet. BMS ist lernbar, viele Testteile sind trainierbar. Ein römisches Sprichwort lautete: Fortes fortuna adiuvat (den Tüchtigen belohnt das Glück). Gary Player sagte: „Je mehr ich trainiere, desto mehr Glück habe ich.“ Ein positives Ergebnis lässt sich also nicht erzwingen, eine Portion Glück gehört dazu. Aber eine gute Vorbereitung steigert auf jeden Fall die Chancen. Ein Restrisiko, ob sich die Investition von Geld, Zeit und Aufmerksamkeit gelohnt hat, bleibt natürlich.
„Ich hatte keine Naturwissenschaften / schlechte LehrerInnen in der Schule, deshalb hab ich keine Chance“
Ich auch – und ich hab’s trotzdem auf Anhieb geschafft. ;) Sieh den MedAT als Chance. Der Stoff ist lernbar und mittlerweile gibt es gute, auch frei verfügbare Webseiten, Unterlagen, Videos, Kurse etc. dazu (davon hätte ich früher träumen können). Du kannst den Stoff in deinem Tempo lernen und wenn du zwei Jahre dazu brauchst, ist das auch okay. Damit bist du dann auch gleich gut fürs erste Semester vorbereitet und wirst nicht da vor unüberwindbare Herausforderungen gestellt. Insoweit ist der MedAT tatsächlich auch Chance im Vergleich zu früher.
„Wer intelligent ist / wer in der Schule gut aufgepasst hat, braucht keine Vorbereitung. Die Anbieter wollen uns nur über den Tisch ziehen.“ vs. „Ohne Kurs von XY geht es überhaupt nicht.“
Hm… Tatsächlich ein etwas kniffliges und sehr individuelles Thema. Toll wäre, wenn jede/r die Möglichkeit hätte, Medizin zu studieren (so wie es früher eher war). Auch im Sinne des Grundrechts der Berufsfreiheit. Was hilft es, wenn es ein Grundrecht gibt, und man keinen Gebrauch davon machen kann. Toll wären staatlich angebotene Vorbereitungskurse, z.B. in den Schulen als Wahlfach und an den österreichischen Universitäten, ähnlich wie es in anderen Ländern ein Vorstudium gibt. Schön wäre auch, wenn der Test häppchenweise, statt am Stück absolviert werden könnte und es eine absolute, keine relative Bewertung gäbe. Dann wäre der Wissensstand der AnwärterInnen so, wie es sich die medizinischen Universitäten / Fakultäten vorstellen und es würde die Chancengleichheit erhöhen. Ist aber leider nicht so.
Diese Lücke füllen diverse Anbieter, indem sie Lernmaterialien erstellen, Kurse anbieten etc. Dass sie das nicht mal eben in 10 Minuten in ihrer Freizeit machen können und dafür entlohnt werden wollen, versteh ich. Ob das Preis-/Leistungsverhältnis immer gerechtfertigt ist, steht auf einem anderen Blatt.
Generell gilt es hier eher ein Mittelmaß zu finden und mit Blick auf Vorwissen und Ressourcen die Lernmaterialien anzuschaffen, die zu einem passen, die man gerne nutzt und einen erfolgreich durch den Test bringen. Das kann ein Kurs sein, können aber auch schlicht Bücher und Videos sein - hängt sehr davon ab, wie du am besten und liebsten lernst. Die Ansicht der ÖH Wien und der TestdurchführerInnen, es wäre ohne solche spezifischen Lernmaterialien und ohne Insidertipps Hintergrundinformationen jede/m locker möglich, halte ich für fragwürdig. Ja, die Kosten sind hoch, die Anbieter arbeiten gewinnorientiert, es besteht ein Investitionsrisiko und nicht jede/r kann es sich leisten (allein schon dadurch besteht keine Chancengleichheit). Rein ökonomisch betrachtet muss man dem aber auch das wirtschaftliche Risiko gegenüberstellen, wenn man es nicht schafft. Es ist nun mal ein anspruchsvoller Aufnahmetest und ein Wettbewerb. Nur die, die am besten abschneiden, bekommen einen Platz. Dass es fair ist, hat niemand gesagt.
Viel dreister, als die teilweise hohen Preise bzw. Preiserhöhungen deutlich über der Inflationsrate (ohne Erweiterung der Leistung) finde ich übrigens, wenn die versprochene Leistung suboptimal ist, z.B. weil…
- die Übungen sehr testfern sind oder vor Fehlern nur so strotzen
- die Lerninhalte nicht mit der Stichwortliste übereinstimmen
- die Unterlagen nicht aktualisiert und veraltet sind
- das Portal nicht gepflegt und betreut wird, inhaltliche und technische Fehler nicht ausgebessert werden (ohne, dass das vor der Buchung irgendwie ersichtlich gewesen wäre)
- der Anbieter Anfragen nach dem Kauf ignoriert (z.B. weil ein paar Seiten im Skript offensichtlich fehlen)
- die gekaufte App plötzlich kommentarlos abschaltet wird
- über die Modalitäten zu den Angeboten nicht vernünftig informiert wird
- der Bestellprozess ein Drama ist oder der Versand erst 4 Monate später erfolgt, mit dem Kommentar: „Sind ja noch 2 Wochen Zeit bis zum Test, ist doch alles in Ordnung“
- gebuchte Kurse sehr kurzfristig abgesagt werden (sodass man die Unterkunft nicht mehr stornieren kann) und die Kursgebühr nicht freiwillig zurückgezahlt wird
- dem Kursleiter jede Form von Motivation, Elan und Begeisterung fehlen, sodass man (ebenso wie der dauernd auf die Uhr schauende Kursleiter) einfach nur froh ist, wenn es vorbei ist und die verschwendete Zeit bedauert
- das Marketing kontrollierend und aufdringlich ist oder leere Versprechungen gemacht werden
- die soziale Betreuung in den social media Kanälen, per Mail etc. nicht besonders nett / demotivierend oder unprofessionell ist
- der Zugang zur Lernplattform pünktlichst um Mitternacht vor dem MedAT deaktiviert wird (statt fairerweise um Mitternacht nach den MedAT)
- man dauernd „erfolgreich ausgeloggt“ wird und sich zig mal einloggen muss
- mehrmals täglich die Lizenz geprüft wird und die App derweil hängt
- der Login nicht parallel auf der Webseite und in der App möglich ist
- Bugs in der App sind, die über Monate nicht behoben werden
- keine Lösungen in gedruckten Büchern (in gedruckter Form) enthalten sind, sodass auch Bücher ablaufen und /oder nicht weiterverkauft / gebraucht gekauft werden können
- der Zugang zu Lernplattformen an einem Stichtag deaktiviert wird, ohne dass man vorher darüber informiert wird und auch keine zeitgebundene Lizenz gekauft werden kann (z.B. eine 6-Monats-Lizenz, abhängig vom Buchungsdatum) und mit geringerer Nutzungsmöglichkeit die Preise nicht gesenkt werden (z.B. 2 Monate vor dem MedAT für die Hälfte, da nur 2 statt 12 Monate nutzbar)
- Angebote (z.B. eine online Testsimulation) beworben werden, bei denen man erst im Bestellprozess feststellt, dass man diese nur buchen kann, wenn man noch ein viel größeres Paket, das man gar nicht benötigt, „mit anklickt“
- der Anbieter ein Update zum Skript verspricht, aber gleichzeitig Plagiate fürchtet und irgendeine versteckte Nummer im Quelltext einer Mail haben will, als Nachweis, dass man auch wirklich bestellt hat (alle anderen Daten sind ja nicht ausreichend…)
- die Betreuung weder inhaltlich gut noch gut für die mentale Vorbereitung ist
- der Erscheinungsdatum eines vorbestellten Buches mal eben um ein paar Monate nach hinten verlegt wird
- nach der Bestellung eine Preiserhöhung eingeführt wird und vor Auslieferung die Zahlung der Differenz verlangt wird (obwohl der Kaufvertrag eigentlich schon geschlossen war)
- die Räumlichkeiten bei einer Präsenzveranstaltung hygienisch wohlwollend betrachtet gerade noch akzeptabel sind
Ich ordne das jetzt nicht den einzelnen Anbietern zu, aber das fällt für mich unter Geschäftemacherei und ist lästig oder nicht fair. Drum prüfe, wer sich bindet… oder mache Abstimmung mit Füßen. Rückblickend würde ich mich deshalb mehr mit anderen AnwärterInnen darüber austauschen und die Demoversionen / Leseproben kritischer beäugen. Bücher konnte ich glücklicherweise häufig gebraucht kaufen und/oder verkaufen – ist dann auch für die Umwelt besser. :) Fazit zu den Ausgangsthesen: Wer tatsächlich den ganzen MedAT Stoff in der Schule oder sonst eine Trainingsmöglichkeit hatte – super! :) Ich will nicht ausschließen, dass es auch ohne sonstige Vorbereitung möglich ist. Verallgemeinern kann man es aber nicht. Wenn man ein Fach in der Schule nicht hatte oder schlechte Lehrer, hilft einem auch das gute Aufpassen nichts. ;) Unseriöse Anbieter, Geschäftemacherei und andere wenig kundInnenfreundliche Eigenheiten der Anbieter – ja, gibt es leider. Deshalb genau bei den Bedingungen und Demoversionen / Leseproben hinschauen und sich gut überlegen, was zu einem passt und man auch wirklich nutzt. Auch die subjektive Eignung, objektive Qualität, Häufigkeit der Nutzung und der Lernerfolg mit Hilfe der Materialien wollen dem Preis gegenüber gestellt werden. Dass man unbedingt einen bestimmten Kurs oder ein festgelegte Anzahl an Testsimulation oder ein spezielles Buch benötigt, würde ich so aber nicht unterschreiben. Es ist einfach sehr individuell.
„Wenn Anbieter XY Mitarbeiter hat, die auf Platz 1/2/3 waren, sind die Unterlagen gut“
Manche Anbieter werben mit „AbsolventInnen“, die eine bestimmte Platzierung erreicht haben (sollen). Vermutlich sollen das Vorbilder sein, dabei ist es aufgrund der Quotenregelung noch nicht mal vergleichbar (ein/e Nicht-EUlerIn braucht mehr Punkte als ein/e ÖsterreicherIn), hängt von den individuellen Voraussetzungen, Standort und einem Quäntchen Glück ab. Vor allem aber sagt das Testergebnis nichts darüber aus, ob man gute Übungshefte erstellen, gut unterrichten oder einen messenger Kanal gut moderieren kann. Das wird nicht getestet und darauf bereitet der Test auch nicht vor, ist aber umgekehrt für die HeftnutzerInnen entscheidend. Man kann ja nicht Platzierung kaufen. ;) Deshalb hat es mich eher abgeschreckt und unnötig unter Druck gesetzt. Mir reicht es, gut durchgekommen zu sein. Ob man der erste oder letzte ist, der einen Platz bekommt, ist egal. :)
Daneben kursieren noch viele weitere merkwürdige Tipps, Vorurteile und Fehlannahmen. Lass dich davon nicht verunsichern. Jeder muss seinen eigenen Stil finden und seine eigenen Weg gehen. :)
(Das Bild ist wurde mit deepdreamgenerator erstellt.)
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MEDAT