Einschreibung an der JKU - Teil 6
Auf die Registrierung folgt die Anmeldung zu den Lehrveranstaltungen. Individualisierung des Studienplans braucht Durchsetzungsvermögen.
Anmeldung zu LVs
Humboldt vs. Bologna
Mit dem online-Account kann man sich im kusss (Intranet) in einem angegebenen Zeitraum zu LVs anmelden. In Linz gibt es dazu (leider) eine „verbundene“ Anmeldung, d.h. man meldet sich zu einem Block LVs an, die für ein Semester vorgesehen sind und wird dann irgendwie zugeteilt. Humboldts Bildungsideal, nach dem Universitäten ein Ort sein sollten, an dem autonome Menschen entstehen, die sich eigenständig, selbstorganisiert weiterentwickeln? Das war wohl mal. Schon durch den Bologna-Prozess, der hehre Ideale verfolgte, entstanden Rahmenbedingungen, die das fast unmöglich machten. Statt einer breiten Bildung nach eigenen Interessen / Schwerpunkten, bei der es darum geht, sich selbstgesteuert mit selbst gewählten Inhalten eigenständig auseinanderzusetzen und ein eigenes Bild der Wirklichkeit zu kreieren bzw. sich eine eigene Meinung zu bilden (wie ich es zu meinen Studienanfangszeiten glücklicherweise gerade noch erlebte), geht es heute darum eine Unmenge an vorgegebenen Inhalte und Meinungen ohne zu hinterfragen und ohne Anwendungsbezug auswendig zu lernen, also jede Menge träges Wissen anzuhäufen. Im Medizinstudium ist das besonders ausgeprägt. Wer das gut mitmacht, kommt schnell vorwärts und ist wahrscheinlich dann auch im Beruf erfolgreicher. Ob er auch Patienten besser behandeln kann?
Ziel des Bologna-Prozesses war es ursprünglich, dass man jede im (einst eher locker gestalteten) Studienplan vorgesehene LV an einer anderen Uni in der EU absolvieren und sich anrechnen lassen könnte, sodass das Studium internationaler wird. Da haben die MacherInnen der Regelung die Rechnung aber leider ohne die Universitäten und DozentInnen gemacht. Wenn noch nicht mal eine namensgleiche Lehrveranstaltung von der / dem gleiche/n Vortragende/n an der gleichen Universität mit gleichem Inhalt und Umfang in einem namensgleichen Studiengang anerkannt wird – wie soll das dann universitäts- geschweige denn länderübergreifend funktionieren? Ich hab’s teilweise tatsächlich probiert und konnte mir die schrägsten Ausreden anhören… Speziell in Österreich entladen sich da Aggressionen bei den zuständigen Leuten über die man nur staunen kann.
Individualisierung in Linz
Die medizinische Fakultät der jku hat diesen Trend (leider) aufgegriffen und versucht ihn zu perfektionieren. Das System wirkt wie aus der Zeit gefallen. Man meldet sich also zu einer Lehrveranstaltung an und wird dann vom ZML auch zu einem Block von LVs angemeldet und bekommt vorgegebene Termine. Es ist nicht erwünscht, dass man sich die LVs oder gar die Kleingruppen / Termine frei aussucht. Theoretisch hat die Zentrale für mangelhafte Organisation der Lehre das ZML die Möglichkeit, individuelle Änderungen vorzunehmen und den starren, jku-spezifischen Studienplan zu ändern. Praktisch sind die MitarbeiterInnen leider telefonisch nur schwer zu erreichen und ich habe in Bezug auf Zuverlässigkeit keine guten Erfahrungen gemacht. Machtdemonstration hat für das ZML oberste Priorität. Sie bestehen darauf, dass sie alles bestimmen und man bekommt grundsätzlich nie das, was man möchte, selbst wenn es für sie egal wäre. Selbst Anmeldungen zu Vorlesungen – eigentlich eine Formalität und für die Mitarbeiter nur ein Klick – sind ein Drama.
Der andere Trick wäre, eine verbundene Anmeldung vorzunehmen und sich dann von den LVs wieder abzumelden, die man nicht absolvieren möchte bzw. dort nie zu erscheinen (bzw. sich nicht in cardea (Anwesenheitserfassung) zu registrieren). Alternativ kann man TauschpartnerInnen suchen oder DozentInnen fragen, ob es ihnen was ausmacht, wenn man in einer anderen Gruppe in ihrem Kurs teilnimmt und sie das mit einem Formular bestätigen. Manche verweigern es, aber den meisten ist es egal. Meiner Erfahrung nach ist alles besser als mit dem ZML zu kommunizieren. Da kommt man in den Urwald.
Die Anmeldung im 1. Semester
Im ersten Semester sollte die Anmeldung noch relativ einfach sein. Einfach bei der LV „PR Ordinations- und Stationspraktikum“ im Anmeldezeitraum anmelden und dann wird man den LVs zugeteilt. Wenn man weniger als das vorgesehene Programm machen möchte, kann man sich vor Beginn der LV abmelden oder eben nie erscheinen bzw. Teilnahme nicht registrieren (beim gesamten Modul bzw. der gesamten beurteilten LV). Möchte man mehr machen, hilft nur die Kommunikation mit dem ZML. Dafür benötigte man extrem viel Durchsetzungsvermögen.
Ach ja, was bei der Anmeldung immer wieder für Verwunderung sorgt: Man muss bei der Anmeldung die (identischen) Lehrveranstaltungen ranken (sonst kann man sich nicht anmelden) und wird dann anhand des Rankings in Kleingruppen eingeteilt. Gleichzeitig wird ausgelost, wo man hinkommt. Es ist also egal wie man rankt. Wie man dabei vorgeht, hat jeder eine andere Strategie. Manche ranken von oben nach unten oder von unten nach oben. Oder genauso wie andere Leute mit denen man in einer Gruppe sein möchte (was bedingt funktioniert). Ich habe im ersten Semester zuerst die geradzahligen Gruppen ausgewählt und bin entgegen dem Trend von unten nach oben gegangen.
Anmeldung Englisch / Latein
Auch Englisch und ggf. Latein müssen irgendwann absolviert werden. Hier gibt es keine fixe Semesterzuweisung, d.h. man muss sich zusätzlich zur verbundenen Anmeldung separat anmelden. Zu bedenken ist dabei folgendes:
Latein
Latein wird nur im WS angeboten und obwohl es eigentlich nur zwei StudentInnen-Gruppen betrifft (Jus- und MedizinstudentInnen) und MedizinstudentInnen kaum einen Einfluss auf Ihre Termine haben, wird prinzipiell keine Rücksicht bei der Termingestaltung auf MedizinstudentInnen genommen. Umgekehrt von der medizinischen Fakultät leider auch nicht – nicht mal die ÖH war bereit dazu, ihre Info-Veranstaltung zu verlegen. Obwohl es sogar aufgezeichnet wird, erhalten MedizinstudentInnen keinen Zugang zu diesen Aufzeichnungen. Man muss sich also selbst überlegen, wie man das organisiert.
Zu spät sollte man es aber nicht machen, da es evtl. hilfreich für die Fachsprache sein kann (kann ich nicht wirklich beurteilen, weil es mir nach zähem Ringen angerechnet wurde; der Schulunterricht hat mir nichts gebracht) und es darf nicht als letzte LV absolviert werden. Außerdem ist es schön, wenn man diese Zusatzverpflichtung abhaken kann. Daher ist es sinnvoll, das frühzeitig anzugehen. Von Linz-Grazern habe ich gehört, dass es in Graz besser/einfacher gestaltet sein soll. Ich kann dazu wenig sagen, aber dann wäre es noch besser, es frühzeitig zu machen und nicht erst in Linz.
Englisch
Auch Englisch muss im Laufe des Studiums absolviert werden, wobei auf diese Termine immerhin in den ersten beiden Semestern vom ZML bei der Stundenplanerstellung Rücksicht genommen wird, d.h. es empfiehlt sich, das im ersten oder zweiten Semester zu machen, wenn man dem Pflichtprogramm der verbundenen Anmeldung folgt. Da merkwürdigerweise weniger Plätze zu Verfügung gestellt werden als es StudentInnen in einem Jahrgang gibt, bekommen im ersten Semester nicht alle einen Platz. Alle anderen werden im Normalfall aber spätestens im zweiten Semester zugeteilt. Wenn man sich gleich im ersten Semester anmeldet und nicht rein kommt, hat man den Vorteil, dass man im zweiten Semester einen Wartebonus bekommt, d.h. höher gerankt wird und fast sicher einen Platz bekommt. Da das aber so und so kein Problem sein dürfte, ist das nicht wirklich notwendig, wenn man von vornherein vor hat, es im zweiten Semester zu machen. Es ist also sinnvoller, sich nur dann anzumelden, wenn man es auch machen möchte, wenn man einen Platz bekommt (was im Sommersemester besser planbar ist als im WS).
Englisch und Latein parallel oder nacheinander
Es gab einige Mutige, die sich erholt in den Sommerferien sowohl zu Englisch, als auch zu Latein als auch zu Wahlfächern angemeldet haben und alles zusätzlich zum Quasi-Pflichtprogramm durchgezogen haben. Ich bewundere diese Menschen, mir wäre es wahrscheinlich zu viel gewesen. Auf der anderen Seite gab es auch einige, die sich das aufgebürdet haben und dann bei den Kernfächern ins Stolpern gekommen sind. Man sollte sich also gut überlegen, wie viele nicht-SAP-relevanten LVs man zusätzlich absolviert. Denn die Inhalte dieser nicht-SAP-relevanten LVs müssen zwar nicht ins Langzeitgedächtnis, aber etwas Zeit verschlingen sie trotzdem. Da ich keine freien Wahlfächer mehr absolvieren muss und das BA-Studium sowieso mindestens 6 Semester dauert, hab ich mir vorgenommen, nicht mehr als eine zusätzliche nicht-SAP-relevante-Pflicht-LV pro Semester zu absolvieren. Von daher würde ich (wenn ich noch mal an dem Punkt stünde und beides machen müsste) mich entweder zu Englisch oder zu Latein anmelden, um den Fokus auf das Wesentliche legen zu können. Da Latein nur im WS angeboten wird (und man nahezu sicher einen Platz bekommt), also eher zu Latein und zu Englisch im zweiten Semester. Aber das muss jede/r selbst wissen, denn das darf man glücklicherweise selbst bestimmen. Wer schnell lernt, gut organisiert ist, gute Rahmenbedingungen und keine zusätzlichen Verpflichtungen hat und sich den Stress zumuten möchte, kann es natürlich auch anders machen. Und wer sowieso nicht regulär mitstudieren kann, kann eines davon oder beides auch noch etwas aufschieben.
Anmeldung Wahlfächer
Zusätzlich kann man sich noch zu freien Wahlfächern anmelden (Wahlpflichtfächer stehen erst ab dem 2. Semester an, da sie nur im Sommersemester angeboten werden), wenn man nichts zum Anrechnen hat. Mir blieben freie Wahlfächer zum Glück erspart. Wenn ich sie machen müsste, würde ich im ersten Semester vermutlich nichts machen, um erst mal ins Studium reinzukommen. Das ist schon genug Stress. Ansonsten würde ich aus organisatorischen Gründen eher zu LVs tendieren, die blockweise in den Semesterferien, online, am Medcampus oder am KuK angeboten werden. Auch eine Famulatur kann man sich als Wahlfach anrechnen lassen. Witzigerweise habe ich inzwischen schon einige ECTS für frei Wahlfächer gesammelt, ohne es beabsichtigt zu haben. Es ist also kein so großes Drama wie es anfangs aussieht.
Joseph Karl Stieler, Public domain, via Wikimedia Commons
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STUDIUM
#Fremdbestimmung #Einschreibung #Wahlfach