Praktikum Blut- und Immunsystem
Bei fast jedem Modul gibt’s neben der Vorlesung auch ein Praktikum. Eigentlich eine coole Idee, dass man die Inhalte der VO gleich praktisch anwenden kann. Es macht auch irgendwo Spaß und sind leicht erworbene ECTS. Praktisch ist die Gestaltung oft suboptimal, sodass der eigentliche Sinn verloren geht.
Die Physiologiepraktika dieses Moduls waren so chaotisch wie im Modul Physiologie selbst. Immerhin scheint er sich mein Feedback insoweit zu Herzen genommen zu haben, als die Testate wieder am Anfang geschrieben wurden, nicht wie im zweiten und dritten Praktikum des Moduls Physiologie am Ende. Dort wurde das Testat ans Ende verlegt, damit auch ja niemand eine Sekunde früher geht und alle ihre die Anwesenheitszeit (ohne etwas tun zu können) absitzen. Im Physiologiemodul bestand das Testat aus MC-Frage, die auf einer Webseite beantwortet wurden. Da ihm bei der Auswertung der Datensatz einer Gruppe verloren ging, entschied er sich die günstigst möglichen Kugelschreiber zu kaufen (eigentlich kann man das nicht mal als Kugelschreiber bezeichnen – es ist eher eine Mine mit einer feinen Plastikhülle – stellt die jku keine Merchandise Kugelschreiber zu Verfügung?!) und diese mit Stift und Papier durchführen zu lassen. Beim ersten Praktikum machten diverse Gerüchte die Runde, wie schwer es sein würde. Man konnte direkt Angst bekommen. Tatsächlich war es dann recht einfach. Umso schwerer war es beim zweiten Physiologiepraktikum. Ich vermute, dass unterschiedliche Personen die Fragen entwerfen. Manchmal sind sie klar und eindeutig zu beantworten. Und manchmal sind sie so gestaltet, dass eigentlich streng genommen gar keine Antwort richtig ist. So war es beim zweiten Testat. Da half nur bei diesen extrem schweren Fragen dem Gefühl nach das Wort zu nehmen, das sprachlich am besten passen könnte. Meine ausgiebige Vorbereitung? War eigentlich sinnlos, da es nur mit Fachwissen gar nicht zu beantworten gewesen wäre. Eine Rückmeldung, was richtig und falsch ist (daraus würde man am meisten lernen) gabs auch nicht.
Das erste Praktikum bestand aus dem Bedside-Test (Blutgruppenbestimmung), den jeder an sich durchführen sollte (und ein paar Übungsfragen, die man auf besagter Webseite beantworten sollte). Eine coole Idee, das mal selbst machen zu dürfen. Eine kleine Hürde war sich selbst zu stechen. Zudem kam bei mir praktisch kein Blut (bzw. viel zu wenig). Nachdem ich meine Blutgruppe aber kenne, hab ich es eben mit den bekannten Daten ausgefüllt. Eine gemütliche Angelegenheit.
Das zweite Physiologiepraktikum war wieder eine Hetzerei durch drei Stationen, wobei die Zeit so knapp bemessen war, dass es teilweise unmöglich war, die Aufgaben in der Zeit zu erledigen. Von Verstehen ganz zu schweigen. Station 1 war noch das beste. Da ging es darum einen Blutausstrich anzufertigen, unter Mikroskop zu betrachten und grob zu zählen, welche Blutzellen wie oft da sind. Da wir das schon mal in einem anderen Praktikum hatten, ging es halbwegs. Ob wir richtig ausgewertet haben? Keine Ahnung. Zumindest war es spannend, das mal unter dem Mikroskop und am Bildschirm zu sehen.
Station 2 bestand aus einer PTT und Quick-Bestimmung. Eigentlich auch cool. Praktisch haben das aber die Dozenten gemacht, man stand daneben und wusste eigentlich nicht, was vor sich geht. Einer wollte nicht wirklich was erklären, die andere kann nur schlecht deutsch und kann oder will auf Englisch nicht frei sprechen. (Ich bin bestimmt nicht rassistisch, aber ich habe nicht verstanden, warum gerade so eine Aufgabe nicht von einer Person übernommen wird, die bereit und in der Lage ist, etwas zu erklären). Station 3 bestand aus der Bestimmung des sogenannten Erythrozytenindizes und der osmotischen Resistenz. Was das sein soll? Erschloss sich mir im Praktikum nicht. Die Zeit dazu reichte auch nicht ansatzweise. Spontan Umgestaltung dieses Praktikumsteils? Früher mit dieser Station anfangen? Selbstorganisation? Eigenverantwortliches Arbeiten? War leider trotz ausdrücklicher Nachfrage nicht erlaubt. Minutengenaue und streng kontrollierte Anwesenheit jeder Person in diesem Raum ist wichtiger. Dann eben nicht. Der Dozent machte sich einen Spaß daraus, sich über die Leute lustig zu machen, die keine Chance hatten, die Aufgab irgendwie sinnvoll zu bearbeiten. Froh war ich über eine Teamkollegin, die sich bereitwillig mehrmals stach und die kein Problem hatte, Blut zu Verfügung zu stellen. An dieser Stelle noch mal vielen Dank! :)
Insgesamt nährt die doch recht unterschiedliche Gestaltung der Praktika meinen Verdacht, dass sie von zwei verschiedenen Personen vorbereitet wurden. Eine, die auf unser Feedback reagiert und sich ein bisschen Gedanken macht, wie man es gut gestaltet, und eine andere, die es ohne Sinn und Verstand so anspruchsvoll wie möglich machen möchte, dass es in dieser Zeit praktisch nicht mehr durchführbar ist und seinen Zweck verliert.
Grundsätzlich wäre es eine tolle und anerkennenswerte Idee gewesen, dass es die Möglichkeit überhaupt gab, Feedback zu geben (was eine Ausnahme ist), theoretisch sogar zu jeder/m einzelnen Dozenten/-in (wobei ich nicht wusste, wer wer war). Aber erstens war das Abfotografieren der QR-Codes beim Ausgang seitens der DozentInnen nicht erwünscht und zweitens: Warum soll ich mir die Zeit nehmen, wenn das Feedback bestenfalls ignoriert wird, schlechtestenfalls zu einer Verschlechterung führt? Daher ist das Ignorieren dieser Zettel mein Feedback.
Erfreulicherweise besser organisiert war das Histologiepraktikum. Die Vorbereitung bestand aus einem aufgezeichneten Onlinevortrag und Folien (über Anatomie und Histologie von Lymphknoten, MALT und GALT). Toll wäre noch gewesen, wenn das wichtige auf den Folien gestanden wäre und nicht das unwichtige. Aber immerhin es gab welche! Und es waren ein paar Bilder drauf, sodass man schon mal einen ersten Eindruck gewinnen konnte. Das Testat bestand aus kurzen MC-Fragen, die am PC zu beantworten waren (es wurden zwei Aussagen angeboten, eine davon ist richtig). Von fünf Fragen müssen mindestens drei richtig beantwortet werden. Rein statistisch ist die Chance, das nicht zu bestehen, daher gering (aber kommt vor). Inhaltlich waren sie gut machbar, wenn man sich etwas vorbereitet und den Film durchgearbeitet hat. Witzig fand ich den Kommentar der Dozentin, sie würde unsere Augen ganz genau sehen, ob wir auch ja nicht auf den Bildschirm unserer SitznachbarInnen schauen. Bis in die letzte Reihe. Und in den Nebenraum. Ernsthaft? Das würd ich nicht mal mit einem Fernglas schaffen. Zudem sind die PCs sehr, sehr langsam. Trotz der tollen Idee der IT-Abteilung der jku, dass seit Februar Testate und Prüfungen nicht mehr individuell gestartet werden können (was praktisch war), sondern zentral von DozentInnen aus (alle zur selben Uhrzeit) gestartet werden, startete aufgrund der bescheidenen Technik das Testat bei jeder/m zu einem anderen Zeitpunkt (das war vorher anders). Teilweise mit 1-2 Minuten Unterschied (vom ersten zum letzten). Das verunsicherte die Aufsicht sicher zusätzlich, weil sie es überhaupt nicht abschätzen konnten und nicht begriffen, wie das zustande kam. Und was will sie machen, wenn Moodle etwas als bestanden bewertet?! Insgesamt ein künstliches Theater. Innerlich konnte ich mir nur drüber amüsieren. Was richtig und falsch beantwortet wurde bleibt auch hier leider ein Mysterium. Schade.
Das Praktikum selbst bestand wie in Histologie üblich aus dem Anschauen von Präparaten am PC und unter dem Mikroskop. Eine coole Idee, die mir immer wieder viel Spaß macht. Etwas schade fand ich – wie bei jedem Histo Praktikum – dass man zwar sehr viel Zeit bekommt, die Präparate selbst anzuschauen, die Erklärung dann aber superschnell durchgegangen wird, sodass man kaum mitschreiben kann. Da was zu Lernen ist fast unmöglich. Es ist eher ein bunte-Bildchen-anschauen-und-Rätselraten. Stattdessen wird darauf verwiesen, dass man die Folien mit der Auflösung ja bekäme und das dann nacharbeiten könnte. Würde es nicht mehr Sinn machen, den Inhalt gleich während des Praktikums zu vermitteln, wenn man vor den Präparaten sitzt?! Im Idealfall so, dass man die Auflösung noch mal mit seinem Präparat vergleichen kann? Dazu kam, dass die Folien (wie so oft in Histo) so knapp vor der Prüfung zu Verfügung gestellt wurden, dass ich sie nur kurz vor der Prüfung mal durchscrollen konnte. Kein Wunder, dass ich die Bilder-Frage dazu falsch hatte (ansonsten ist in der Prüfung leider nicht klar ersichtlich, welche Fragen zu Histologie und welche Physiologie gehören, da kann ich keine Einschätzung vornehmen). Dabei hätte ich das wirklich gerne gelernt, weil es mir an sich Spaß macht und interessant ist. Man versteht es irgendwo besser, wenn man es mal unter dem Mikroskop gesehen hatte. In Zukunft werde ich mir was einfallen lassen, um unabhängiger von der miserablen Organisation an die Lehrinhalte zu kommen. Noch schlimmer als die schlechte Organisation sind für mich die leeren Versprechungen. Zudem hab ich mir ein interaktives e-Book zum Thema angeschafft, um unabhängiger davon lernen zu können. Bin mal gespannt, wie das beim nächsten Histo-Modul funktioniert. Insgesamt ein durchwachsenes Praktikumsmodul, durch das man sich gut durchhangeln kann. Die Ideen waren cool, bei der Umsetzung hilft Kreativität und Eigeninitiative. Praktisch gesehen reicht es, wenn man beschäftigt wirkt, aber es ist ja auch schön, wenn man die Aufgaben bearbeiten kann und inhaltlich was daraus mitnimmt. Wer weiß, ob es einem nicht bei der SAP wieder begegnet. Zum Bestehen des Praktikums mussten insgesamt mindestens 75 % von allen drei Testaten bestanden worden sein. Eine Antwort auf die Frage, ob das bei drei Testaten 2 oder alle 3 Testate sind, gab’s nicht. Zum Glück konnte ich alle Testate gut hinter mich bringen und kann nun einen Haken unter diesen Punkt setzen. :)
H3PO4
STUDIUM
#2.Semester #Praktikum