Summer School Psychiatrie am Neuromed-Campus

Summer School Psychiatrie Infotage sind eine gute Gelegenheit in verschiedene Fachbereiche und Kliniken reinzuschnuppern und einen Eindruck zu gewinnen. Neudeutsch heißen sie „summer school“. Eine solche 1-tägige Infoveranstaltung gab’s auch am Neuromed Campus. Im Gegensatz zum üblichen Organisationschaos am Medcampus war sie super organisiert und moderiert sowie cool und aufwändig gestaltet.

Ablauf

Das abwechslungsreiche Programm war unterteilt in 45 Minuten Sub-Events. Diese waren eine Mischung aus Vorträgen (teils wohl ein Vorgeschmack auf künftige LVs), Fall-Vorstellung (eine Schauspielerin, die eine Situation nachgestellt hat und eine echte Patientin) und mehrere Hausführungen, bei denen das umstrittene EKT und die Kinder- und Jugendpsychiatrie vorgestellt wurden. Zwischendurch und mittags gab es Pausen, in denen man sich in entspannter Atmosphäre austauschen konnte. Insgesamt waren 16 StudentInnen aus verschiedenen Jahrgängen da, teils aus anderen Unis (z.B. Wien und Graz) und mehrere ÄrztInnen, die teils den ganzen Tag über, teils phasenweise dabei waren. Am Abend hätte es noch ein gemeinsames Abendessen gegeben, zu dem ich wegen meinen Allergien (und mangelnder Kennzeichnung bei der Vorbestellung) aber vorsichtshalber nicht mitgegangen bin. Alle bekamen eine Teilnahmebestätigung, sogar mit 0,5 ECTS, die man sich als freies Wahlfach anrechnen lassen könnte (was mir nichts nützt, aber es ist eine schöne Geste) und eine Tüte mit schön zusammengestellten Goodies und Infoblättern.

Inhalt

Inhaltlich war es ein guter Überblick über die Teilbereiche. Einzelne Fachbereiche (z.B. Suchttherapie) und Methoden (Psychotherapie) wurden näher vorgestellt. Durch die Vielzahl der beteiligten Personen und die Hausführungen konnte man einen guten ersten Eindruck von den MitarbeiterInnen und Abläufen bekommen. Deshalb hat es sich auf jeden Fall gelohnt hinzugehen und es ist toll, dass es dieses Angebot überhaupt gibt.

Kleine Kritik

Nur bei an ein paar kleinen Stellen hab ich mich gewundert, z.B. das Resümee eines Arztes zur Patientenvorstellung, der den volkswirtschaftlichen Schaden als Motiv für (medizinische / psychiatrische) Behandlung in den Vordergrund rückte. Auch ob immer größere, spezialisierte Zentren, die letztlich die freie Arztwahl für PatientInnen einschränken (aufgrund der damit verbundenen Einschränkung des Angebots) wirklich immer besser sind – darüber kann man streiten. Und die Methode des Psychotherapeuten würde mich wahrscheinlich (aus Patientensicht) nur aufregen. Aber bei manchen Situationen kann es vielleicht hilfreich sein.

Fast zum Lachen fand ich die immer wieder wiederholte Aussage, dass Psychiatrie die einzige Fachrichtung wäre, die Patienten „ganzheitlich“ behandelt. Ich war ja auf mehreren solchen Infotagen und diesen Spruch hab ich überall gehört, z.B. auf Infoveranstaltungen im Bereich der Dermatologie, orthopädischen Chirurgie, Rehabilitationsmedizin, Allgemeinmedizin und Onkologie. Jeder meint, das Privileg für sich gepachtet zu haben und es auch tatsächlich zu machen. Umgekehrt hab ich es aber nirgends gesehen – ebenso wenig in der Psychiatrie. Sobald es was nicht-psychiatrisches ist, wird der Patient auf eine andere Abteilung verlegt bzw. ÄrztInnen anderer Fachrichtungen hinzugezogen oder es soll dann der Hausarzt / die Hausärztin nach der Entlassung machen. Es scheint, als würden sie ihre Schwachstelle kennen und negieren, statt das Problem zu lösen versuchen. Dabei fände ich es sooo wichtig, wenn es irgendeine Fachrichtung gäbe, die tatsächlich ganzheitlich diagnostizieren und behandeln würde. Generell wurde trotz aller Werbung für „Ganzheitlichkeit“ Komplementärmedizin so gut wie gar nicht erwähnt. Es gab zwar keinen direkt abwertenden Kommentar, aber angewendet wird es wohl nicht und positiv erwähnt wurde es nirgends, obwohl es sich bei einer Patientinnenvorstellung regelrecht aufgedrängt hätte. Eigentlich schade, denn so ließ sich mit überschaubarem Aufwand (verglichen mit den restlichen Kosten) ergänzend „ganzheitlich“ behandeln.

Ansonsten war es inhaltlich aber toll gemacht und super präsentiert. Generell hat mich das Engagement des ganzen Teams und die gute Atmosphäre positiv überrascht.

Besonders interessant fand ich die organisatorischen Informationen. Bspw. war mir nicht bewusst, dass die Psychiatrie, die gemessen an der Bettenanzahl (nicht am Umsatz) die größte Abteilung des KuK ist, über ¼ aller Betten stellt und so gut wie alle fachlichen Bereiche abdeckt. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie soll sogar die größte Österreichs sein. Auch dass die Psychotherapie-Ausbildung ermöglicht wird, ist ein tolles Angebot für MitarbeiterInnen.

Fazit

Ob ich selber dort später mal (falls ich in den Master komme) eine Famulatur etc. mache, weiß ich noch nicht. Ich könnt’s mir nach diesem Infotag gut vorstellen. Dazu kommt, dass es gut zu meiner Vorbildung passt und es körperlich weniger belastend zu sein scheint, als z.B. Chirurgie. Man wird ja nicht jünger. ;) Ob ich mehr in dieser Richtung machen wollte, weiß ich aber noch nicht. Generell möchte ich sowohl als HP als auch später nur PatientInnen behandeln, die freiwillig behandelt werden wollen und niemanden zu seinem Glück oder Unglück zwingen, weil allein die negativen Folgen des Zwangs mehr schaden können, als mit der Behandlung an sich je erreicht werden kann. Davon abgesehen ist es eine Frage des Anstands und der Ethik. Da man sich das auch in den offenen Bereichen nicht immer aussuchen kann, überleg ich es mir lieber noch…

Fazit: Es war ein niederschwelliger, kurzweiliger, gut organisierter, informativer Tag mit vielen Eindrücken und ein toller Einblick in Bereiche, in die man sonst als StudentIn nicht so einfach hinter die Kulissen blicken kann und unter dem ich mir wenig konkretes vorstellen konnte. Besonders überrascht hat mich das Engagement der beteiligten Personen und die durchweg gute Atmosphäre. Für Famulaturen etc. kommt es für mich auf jeden Fall in die engere Wahl.

Dialog & Diskussion

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