Das Workout vor dem Workout

Der Weg zur Entscheidung

Der MedAT war nicht meine erste große Prüfung, aber trotzdem war es eine spezielle Erfahrung. Er gleicht einem Massenstart mit ca. 15000 (angemeldeten) TeilnehmerInnen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Voraussetzungen, von denen nur wenige siegen: 1850 bekommen einen Platz (Zahn- und Humanmedizin zusammengerechnet). Dabei gilt es erst mal herauszufinden, was man dann eigentlich können soll und wie getestet wird. Dann bereitet man sich in Eigenregie vor. Bewertet dann schlussendlich nicht die absolute Leistung, sondern es ist eine relative Bewertung. Der Zufall spielt auch noch etwas mit rein, da es sein kann, dass der Scanner bei der automatisierten Auswertung etwas falsch erkennt und je nach Herkunft wird man u.U. auch noch mal abgewertet (Quotenregelung). (Man könnte es als vom Gesetzgeber gewollte Diskriminierung betrachten). Grund genug also, das gleich als hoffnungslos abzutun und gar nicht erst zu versuchen.

Hanteln Für mich war es doppelt schwierig. Gleich nach dem Abitur vor etlichen Jahren hätte ich bereits einen Medizinstudienplatz gehabt. Das ging damals recht simpel. Man füllte ein Formular aus, schickte es an die ZVS und je nach Abiturschnitt bekam man einen Medizinstudienplatz irgendwo zugewiesen. Evtl. nicht an der Wunschuni und evtl. erst nach einigen Wartesemestern, aber jede/r hat früher oder später einen Platz bekommen. Ohne großes Brimborium. In meinem Fall direkt nach dem Abi und an der Wunschuni in der Heimatstadt. Ein lang gehegtes erstes Zwischenziel war erreicht. Aus privaten Gründen (es läuft leider nicht immer alles so, wie man es sich wünscht) konnte ich ihn dann aber leider nicht antreten. Beurlaubung war nicht möglich. Nebenbei arbeiten zu gehen, um den Lebensunterhalt zu verdienen, wäre aufgrund der Regelungen wahrscheinlich organisatorisch schwierig gewesen (auch weil es um meine Erstausbildung ging), und hätte mich damals auch fachlich überfordert (bzw. die Zeit zum Studieren hätte nicht gereicht). Dazu kamen auch große Selbstzweifel. So ein schwieriges Studienfach – schaffe ich das überhaupt? Kann ich das? Und selbst wenn, würde ich es schaffen, den Anforderungen im Beruf gerecht zu werden?

Also entschied ich mich nolens volens für andere Ausbildungswege, arbeitete in verschiedenen Branchen und, und, und… Parallel musste ich zusehen, wie es immer schwieriger wurde, erneut einen Platz zu bekommen. Ein paar (abgeschlossene) Ausbildungen später packte mich der Rappel und ich dachte mir: Jetzt oder nie! Noch am selben Tag startete ich die MedAT Vorbereitung. Das klingt rückblickend so einfach. Aber warum ich das alles erzähle? Es soll sie geben, diese Wunderkinder. Gehen auf eine Schule, die sie mit dem regulären Schulstoff optimal auf die BMS Inhalte im MedAT vorbereitet. Ansonsten sind sie so talentiert, dass sie ohne große Vorbereitung gut durchkommen. Beneidenswert. Aber auch wer nicht damit gesegnet ist, muss den Kopf nicht in den Sand stecken. Eine gute mentale und organisatorische Vorbereitung sind dann aber entscheidend. Dazu gehört u.a. folgende Punkte:

1. Motivation klären!

Stell dir die Frage: Will ich das wirklich? Wirklich wirklich? Und warum eigentlich? Sind meine Erwartungen an den Beruf realistisch? Mir sind im Vorbereitungsjahr viele junge Menschen begegnet, die es ganz nett gefunden hätten, Medizin zu studieren. Vielleicht weil die Eltern auch ÄrztIn sind und sie sich deshalb verpflichtet fühlten oder sie sie als Vorbild betrachtet haben. Oder weil sich für Naturwissenschaften interessierten. Oder weil sie hofften, damit viel zu verdienen. Oder weil sie Vorbilder aus Fernsehserien hatten. Oder weil es aus irgendwelchen andren Gründen nett oder praktisch wäre. Aber so unbedingt, dass sie sich regelmäßig dafür hingesetzt hätten, um sich auf den MedAT vorzubereiten, dann doch wieder nicht. Manche starteten auch mit viel Elan, aber dann stellten sie fest, dass allein der BMS Stoff nicht wenig ist und der latente Wunsch konkurrierte mit anderen Bedürfnissen, Verpflichtungen und Interessen. Das Ziel geriet dann aus dem Blickfeld. Manche hatten sich den Beruf auch anders vorgestellt und in einem Praktikum festgestellt, dass es auch Schattenseiten gibt bzw. die Realität nicht mit ihren Erwartungen übereinstimmt. Vielleicht hilft ihnen das durch die Teil-Vorbereitung erworbene Wissen auch irgendwann in anderen Bereichen und immerhin wissen sie jetzt, was sie nicht wollen. Trotzdem ein hoher Ressourceneinsatz für dieses Ergebnis. Andere Leute dagegen wussten genau was sie wollten und warum und waren bereit den Preis dafür zu zahlen, d.h. sich entsprechend darauf vorzubereiten und andere Dinge hintanzustellen. Egal was passierte, egal was sonst anstand, egal wie schlecht sie in einem Übungsset abgeschnitten haben – die Motivation ging ihnen nicht aus. Wie Süchtige stürzten sie sich auf die Vorbereitung. Sie nutzten trotz aller Widrigkeiten jede Lernmöglichkeit und wurden mit einem Studienplatz belohnt.

2. Freiraum schaffen!

Hast du Antworten auf die Fragen: Wann und wo kann und will ich lernen? Die MedAT Vorbereitung braucht Zeit und Raum. Wie viel ist je nach Vorkenntnissen individuell verschieden. Die Ausgangssituation auch. Manch einer lernt am besten frühmorgens, andere bekommen erst am Abend einen klaren Kopf. Der eine lernt am besten allein an einem aufgeräumten Schreibtisch im ruhigen Studierzimmer, die andere in der Bibliothek oder auf der Picknickdecke im Park. So oder so: Wenn man bisher in dieser Zeit nicht sowieso nur am bereits vorbereiteten, präferierten Lernort gesessen ist und sich gelangweilt hat, muss man sich diesen Freiraum zum Lernen schaffen. D.h. auch sich ggf. um die Finanzierung, Kinderbetreuung und andere Verpflichtungen vorab kümmern, einen Lernort organisieren, Prioritäten setzen und zu konkurrierenden Interessen und Bedürfnissen nein sagen. Deshalb ist es sinnvoll, sich vorab Gedanken zu machen, wie, wann und wo man sich diesen Platz im Alltag schafft, sonst schafft sich der Alltag Platz im Lernraum.

3. Ein smartes Ziel!

Weißt du, wo genau du hinwillst und wie du dein Studium finanzierst? Man braucht viele Ressourcen, um sich gleichzeitig auf mehrere Aufnahmeverfahren vorzubereiten, zumal die Anforderungen (und individuellen Voraussetzungen) teilweise sehr unterschiedlich sind. Zudem entscheidet die Wahl des Studienorts über die Chancen (auch beim MedAT aufgrund der relativen Bewertung und Quotenregelung). Klar ist es auch riskant, nur auf ein Pferd zu setzen. Bevor man aber überall scheitert und parallel vielleicht noch Zeit in letztlich nicht bestandene andere Prüfungen (z.B. in einem anderen Studium) oder in eine dann abgebrochene Ausbildung investiert, kann es Sinn machen, ein klares Ziel zu haben. Zu bedenken ist auch: Man studiert dann auch dort, wo man einen Platz bekommt. Was hilft es, wenn die Bedingungen (bezogen auf die eigene Situation) so ungut sind, dass man scheitert oder gezwungen ist abzubrechen? Oder wenn es an der Finanzierung oder anderen Rahmenbedingungen scheitert? Und man dann feststellen muss, dass nach dem bestandenen MedAT vor dem MedAT ist? Lach nicht! ;) Auch in meinem Jahrgang gibt’s eine Gruppe, die sich erneut vorbereitet. Deshalb ist es sinnvoll, je nach Situation und individuellen Bedürfnissen die Rahmenbedingungen vorab zu eruieren, z.B. die Studienpläne / Universitäten zu vergleichen, Entfernung, Finanzierung usw. Dazu kommt: Wenn man das bereits bei der Vorbereitung (un)bewusst weiß, leidet die mentale Stärke und damit schwinden die Chancen. Schon allein deshalb (aber auch aus praktischen Erwägungen heraus) ist es sinnvoll, sich das vorab gut zu überlegen.

4. Stärke kommt von innen!

Wenn alle Voraussetzungen gegeben sind (d.h. Motivation, Zeit, Ort, Ziel, Umsetzungswege etc. definiert und ausreichend vorhanden sind) – was hält mich noch davon ab? Angst zu scheitern – im Test, im Studium, im Beruf? Angst den Vorstellungen anderer an deinen Lebenslauf nicht gerecht zu werden? Keine Zeit „verlieren“ zu wollen? Sind einzelne Voraussetzungen doch nicht (ausreichend) erfüllt? Dein soziales Umfeld ist unbegeistert? Plan B, C und D sind weniger risikoreich oder anderweitig attraktiver? Überleg dir, wo dein persönlicher Pferdefuß sitzt und geh ihn an oder lass es. Natürlich muss man immer noch den Anforderungen gerecht werden – aber meinem Eindruck nach hat die mentale Haltung, die innere Stärke einen entscheidenden Einfluss auf die Lernfortschritte und aufs Ergebnis. Mach dir bewusst: Wenn du gut vorbereitet zum Test gehst, hebst du dich allein dadurch schon von vielen anderen TeilnehmerInnen ab und hast gute Chancen. Manchmal braucht es mehrere Anläufe, aber es ist realistisch möglich auf Anhieb einen Platz zu bekommen.

Dialog & Diskussion

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